Start Business Prognose: Konjunktur verteuert Geschäftsreisen

Prognose: Konjunktur verteuert Geschäftsreisen

2183
0
Geschäftsreisen werden 2018 teurer. Schuld daran ist der globale Wirtschaftsaufschwung (Foto: TB, Archiv)
Geschäftsreisen werden 2018 teurer. Schuld daran ist der globale Wirtschaftsaufschwung (Foto: TB, Archiv)

Der weltweite Wirtschaftsaufschwung treibt 2018 die Geschäftsreisekosten nach oben. Preise für Flug, Hotel sowie Bahn, Bus und Taxi werden vor dem Hintergrund steigender Inflation, höherer Ölpreise und sich entwickelnder Märkte bis zu vier Prozent teurer. Das prognostiziert der vierte jährliche Global Travel Forecast.

Die Prognose wird vom globalen Geschäftsreiseanbieter Carlson Wagonlit Travel und der GBTA Foundation herausgegeben, der Bildungs- und Forschungsstiftung der Global Business Travel Association (GBTA). Der 2018 Global Travel Forecast zeigt, dass die weltweiten Flugtarife im kommenden Jahr wahrscheinlich um 3,5 Prozent höher liegen werden, Hotelpreise um 3,7 Prozent, Bahn, Bus und Taxi um 0,6 Prozent – bedeutend weniger als die für 2018 erwartete Inflation von drei Prozent.

„Die höheren Preise spiegeln den Wirtschaftsaufschwung und die steigende Nachfrage wider“, sagt Kurt Ekert, President und Chief Executive Officer von Carlson Wagonlit Travel. „Die weltweiten Zahlen dieser Prognose können als aussagekräftige und führende Indikatoren dafür gesehen werden, was das Jahr 2018 für Unternehmen bringt – wir erwarten höhere Ausgaben.“

„Geopolitische Risiken, Unsicherheiten in Schwellenländern und das sich ständig wandelnde politische Umfeld in Europa und den USA bedeuten, dass Travel Manager mehr Aspekte als je zuvor berücksichtigen müssen, wenn sie ihre Reiseprogramme gestalten“, sagt Jeanne Liu, Vice President of Research der GBTA Foundation. „Die erfolgreichsten Programme werden sowohl die geopolitischen Risiken als auch die sich schnell ändernde Leistungsträger-Landschaft im Auge behalten, sie werden ihre Strategie häufig auf den Prüfstand stellen und bei Bedarf anpassen müssen.“

Die Flug-Prognosen für 2018

Der Aufwärtstrend der weltweiten Flugtarife ergibt sich aus steigenden Rohölpreisen trotz der Erwartung, dass die Fluggesellschaften 2018 ihre Kapazitäten um sechs Prozent aufstocken werden. Zur Verkomplizierung der Flugpreise trägt die zunehmende Segmentierung der Grundtarife durch die großen Airlines bei. Reisende haben jetzt die Wahl zwischen eingeschränkten Economy-Grundtarifen und verschiedenen Upgrade-Tarifen, die je nach Airline verschiedene Serviceleistungen und Preise umfassen.

Für die Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) erwartet der 2018 Global Travel Forecast ein wachsendes Fluggeschäft mit Preisen, die in Osteuropa um 7,1 Prozent, in Westeuropa um 5,5 Prozent steigen.

Länder im Nahen Osten und in Afrika allerdings brauchen nur mit Preissteigerungen von drei Prozent zu rechnen, da sie unverändert Sicherheitsbedrohungen ausgesetzt sind und sich die Ölbranche immer noch erholt.

Auch Währungskursschwankungen in Europa können die Flugtarife noch weiter beeinflussen. Vor dem Hintergrund des begrenzten Wettbewerbs und der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland könnte Osteuropa erneut die deutlichsten Preisanstiege der Region verzeichnen.

Für die Region Asien/Pazifik ist für 2018 ein Preisanstieg von 2,8 Prozent zu erwarten mit wachsender Inlands-Nachfrage vor allem in China und Indien. Allerdings werden mit dem Erstarken der asiatischen Volkswirtschaften zunehmend Schwachpunkte der Infrastruktur sichtbar, insbesondere an Flughäfen.

In Lateinamerika und der Karibik werden sich die Preise im Jahr 2018 nur wenig verändern – um lediglich 0,3 Prozent nach oben. Die Fluggesellschaften haben vorsichtig Kapazitäten gekürzt.

Ein erweiterter Blick auf Südamerika zeigt für Ende 2019 20 Prozent mehr Linienflüge. Low-Cost-Fluggesellschaften sind in dieser Region gut aufgestellt, da die Marktdurchdringung noch gering ist. Zudem werden hier neue und effizientere Flugzeuge in Betrieb gehen, was 2018 die Betriebskosten senkt.

In Nordamerika werden die Preise dem Global Travel Forecast zufolge moderat um 2,3 Prozent steigen. Mit Blick auf die strengeren US-Einreisebestimmungen wurden Flüge in die USA bereits entsprechend reduziert.

Es wird erwartet, dass kanadische Fluggesellschaften einen starken Wettbewerb aufbauen – es gibt neue Marktteilnehmer, und die Kapazitäten wachsen 2017 um elf Prozent, 2018 um zwölf Prozent. Da der Flugreisemarkt der Region Anfang 2017 im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert geblieben ist, stehen die Fluggesellschaften in erbittertem Wettbewerb.

Die Hotel-Prognosen für 2018

Der globale durchschnittliche Anstieg der Hotelpreise um 3,7 Prozent verbirgt, was tatsächlich in den Regionen passiert. Europa wird wahrscheinlich starke Steigerungen verbuchen, während die Preise in anderen Regionen kaum mit der Inflation Schritt halten. Außerdem wird erwartet, dass die Preise in Lateinamerika und der Karibik fallen. Laut Prognose machen sich die Zusammenschlüsse der Hotelkonzerne des Jahres 2017 in den Ausschreibungen 2018 bemerkbar.

Leistungsträger führen ihre Firmenkunden aktiv fort von festen, ausgehandelten Hoteltarifen und hin zu dynamischen Preisen. Es gibt auch einen globalen Trend „intelligenter“ Hotels, die in Beacon-Technik, Messaging, Raumtechnik und andere Dinge investieren. Die zunehmend technikaffinen Gäste werden über Apps ein- und auschecken, ihre Zimmertüren öffnen, den Fernseher bedienen und die Zimmertemperatur regeln.

In der Region EMEA werden die Hotelpreise 2018 wahrscheinlich steigen – um 6,6 Prozent in Osteuropa und 6,3 Prozent in Westeuropa, aber nur um 0,6 Prozent im Nahen Osten und in Afrika. An der Spitze wird aber wahrscheinlich Norwegen mit Steigerungen von 14 Prozent im Jahr 2018 stehen. Die Hotelpreise in Russland werden um 11,9 Prozent höher liegen, da wegen der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 die Nachfrage steigt.

In der Region Asien/Pazifik liegt die Hotelpreis-Prognose bei plus 3,5 Prozent – mit großen Unterschieden, da für Japan ein Minus von 4,1 Prozent erwartet wird, für Neuseeland dagegen ein Plus von 9,8 Prozent. Der Wirtschaftsaufschwung bedeutet, dass die Nachfrage in der Region steigt. Einkäufer sollten sich auf herausfordernde Diskussionen mit den frisch fusionierten Hotelkonzernen einstellen, besonders in Volumenmärkten wie Bangkok, Peking, Schanghai und Singapur.

Für Lateinamerika sagt der Global Travel Forecast um 1,2 Prozent fallende Hotelpreise voraus – mit deutlichen Rückgängen in Brasilien (minus 8,7 Prozent) und Argentinien (minus 2,7 Prozent). In Peru und Chile dagegen ist mit Steigerungen um 7,7 bzw. 5,5 Prozent zu rechnen. Einkäufer könnten 2018 Vorteile haben, da große Marken unabhängige Wettbewerber kaufen und ihre Systeme auf den neuesten Stand bringen.

Die Kapazität wird in der ganzen Region wachsen: In der Zeit von Ende 2016 bis 2025 werden geschätzt 449.500 neue Hotelzimmer gebaut, eine Angebotssteigerung um 57 Prozent. Unterkünfte der Sharing Economy sind aufgrund von strukturell bedingten Sicherheitsbedenken noch nicht sehr beliebt unter Geschäftsreisenden in Lateinamerika.

Hotelbetreiber in Nordamerika mögen auf das Wirtschaftswachstum bauen, da sich die Nachfrage seit dem Sommer 2016 abgeschwächt hat – das Angebot aber wahrscheinlich bis 2018 unverändert stetig wächst.

Internationale Reisen sollen 2017 und 2018 um vier Prozent wachsen, das Hotelwachstum der USA wird sich wahrscheinlich hauptsächlich auf die Westküste und Washington DC konzentrieren. Für Kanada wird erwartet, dass die Hotels in Toronto, Vancouver und Montreal bei schwachem kanadischem Dollar gute Preise erzielen.

Die Bahn-, Bus-, Taxi-Prognosen für 2018

Der Global Travel Forecast prognostiziert Preiserhöhungen für Bahn, Bus und Taxi um 0,6 Prozent im Jahr 2018 (aber um 5,5 Prozent bis 2022). Branchenexperten sagen für die kommenden fünf Jahre Verkaufsrekorde für Neuwagen voraus, was die Flottenkosten pro Fahrzeug steigen lässt.

Gleichzeitig werden die Preise für Gebrauchtwagen um 50 Prozent fallen, was den Restwert für gebrauchte Mietwagen senkt. Damit ist die gegenwärtige Preisstruktur im Mietwagengeschäft nicht mehr nachhaltig. Wegen marktspezifischer Vorschriften für die Drosselung von Emissionen und steigender Ölpreise haben die Anbieter die Verfügbarkeit „grüner“ Mietwagen bereits erhöht.

Sharing-Economy-Unternehmen wie Uber und Lyft werden wahrscheinlich auch im Jahr 2018 ein zweistelliges Wachstum über zehn Prozent aufweisen, bevor sie sich 2019 im einstelligen Wachstum einrichten. Ihr Wachstum ist von kostspieligen gesetzlichen und behördlichen Verboten bedroht.

In der Region EMEA bleibt die bodengebundene Personenbeförderung sehr wettbewerbsintensiv. In Europa werden die Preise wahrscheinlich weitgehend stabil bleiben, im Nahen Osten und in Afrika um ein mageres Prozent steigen. Die Bahn bleibt in ganz Europa weiterhin eine praktikable Alternative zum Flugzeug, insbesondere durch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen an den Flughäfen.

Fortdauernde Unsicherheit im Bergbau und eine vorsichtige Erholung der Öl- und Gasbranche werden 2018 in der Region Asien/Pazifik zu stabilen Preisen führen. In China wächst das Geschäft weiter, da die meisten großen Mietwagen- und Sharing-Economy-Anbieter vertreten sind. Die Sharing-Economy-Unternehmen Didi Chuxing in China, Ola in Indien und Grab in Südostasien haben Skaleneffekte erreicht, die sie zu ernstzunehmenden Wettbewerbern für klassische Mietwagen- und Taxifirmen machen.

Für Lateinamerika prognostiziert der 2018 Global Travel Forecast leicht steigende Preise (ein Prozent). Brasilien und Mexiko erwarten für 2018 eine höhere Mietwagen-Nachfrage, da ihre Volkswirtschaften wieder auf die Füße kommen.

Dennoch ist der Mietwagenmarkt dort unverändert stark fragmentiert. Uber wettet stark auf sein Lateinamerika-Geschäft (trotz Problemen in Brasilien, Peru und Argentinien) – insbesondere nach dem Rückzug aus dem chinesischen Markt vor kurzer Zeit. Regionale und internationale Mietwagen-Unternehmen expandieren weiter, die Preise werden sich wahrscheinlich stabilisieren.

Für Kanada wird für 2018 ein Preisanstieg von 4,6 Prozent erwartet, insgesamt klettern die Preise in der Region aber nur um ein Prozent. Das begrenzte Schienennetz zusammen mit steigenden Pro-Kopf-Einkommen und wachsendem Geschäftsreiseaufkommen werden die Mietwagenpreise in Nordamerika wohl in die Höhe treiben.

Es bleibt ein Geschäft mit schmalen Margen, auch wenn die Mietwagenanbieter bereits die Betriebseffizienz verbessert und in Technik investiert haben, um ihre Flotten besser zu managen und die Auslastung zu steigern. Sharing-Economy-Anbieter wachsen weiter, bekommen es aber mit stärkerem Wettbewerb durch klassische Taxis und mit behördlichen Vorgaben zu tun.