Könen Beschränkungen der Business Aviation den Klimawandel stoppen? Diese Frage bewegt die öffentliche Meinung und besonders die Wirtschaft. Denn individuelle Flüge mit kleinen Jets sind in überwiegendem Maß – zu rund 90 Prozent – keine Privatreisen sondern Geschäftsreisen zu Destinationen, die mit Linienflügen gar nicht oder nur schwer und zeitraubend erreichbar sind.
Weil diese Flüge teurer sind als Linienflüge, werden sie auch nur dann von Unternehmen und Konzerne eingesetzt, wenn es wirklich nötig und dringend ist. Deshalb gibt es auch nur recht wenige Privatjets, die jedoch vor allem für dezentrale Wirtschaftsstandorte besonders wichtig sind.
So ist der gesamte europäische Business Aviation Sektor, einschließlich der wenigen Privatflüge, der Organtransporte und der Rettungsflüge, nur mit 0,008 Prozent zu den europäischen CO2 Emissionen beteiligt. also Der Anteil von Privatflügen an den CO2 Emissionen ist verschwindend gering.
Dabei ist gerade der Business Aviation Sektor besonders aktiv dabei, seine CO2 Emissionen durch möglichst schnellen und umfangreichen Einsatz von CO2 neutralen Kraftstoffen (SAF) noch weiter zu reduzieren.
Business Aviation setzt auf Biokraftstoffe
Sustainable Aviation Fuels (SAF), zu Deutsch nachhaltige Flugkraftstoffe, ist ein Oberbegriff für alle nachhaltig produzierten Kraftstoffe, die nicht auf fossilen Brennstoffen basieren. Dazu zählen PtL-Kraftstoffe und Biokraftstoffe.
Ausgangsmaterialien für Biokraftstoffe können zum Beispiel fetthaltige und cellulosehaltige Pflanzen oder auch Bioreste sein. Für PtL-Kraftstoffe wird aus Wasserstoff und Kohlendioxid ein Synthesegas erstellt. Aus dem Synthesegas, den Pflanzen und Bioresten lässt sich dann in verschiedenen Verfahren Kerosin gewinnen.
Das alles ist bekannt und sollte Grundlage einer sachlicher Vorgangsweise und Diskussion sein. Daher ist der Dachverband Luftfahrt AI Austria mehr als irritiert, wenn populistische Politiker wie etwa die österreichische Klimaministerin Leonore Gewessler sich mit ihrem Kollegen in den Niederlanden einer französischen Initiative anschließen will, die die Europäische Union zur Beschränkung der Business Aviation auffordert“.
Peter Malanik, Geschäftsführer des Dachverbands Luftfahrt: „Frankreich versucht mit dem Vorstoß von den Diskussionen um die Pensionsreform abzulenken, und die Niederlande wollen am überfüllten Flughafen Amsterdam Schipol Platz für gewinnbringendere große Flugzeuge schaffen – beides ist irgendwie verständlich aber weder das eine noch das andere ist ein guter Grund sich dem anzuschließen.“
Wenn Politiker Privatflieger bevorzugen
Interessant ist: Klimaschutz ist nicht einfach, vor allem wenn man selbst dazu beitragen soll. Das beweist das Dienstreiseverhalten vieler Minister und Politiker.
So jetteten 2019 mehrere österreichische Kurzzeitminister nicht nur um die Welt – auch für Österreich-Reisen stiegen sie laut einer Anfragebeantwortung häufig in den Flieger. So finden sich Zieldestinationen wie Bregenz, Alpbach oder Innsbruck auf der Liste der Reisen durch die Luft.
Für seinen kürzlichen Bulgarien-Trip flog Bundeskanzler Karl Nehammer mit einem Privatjet von Wien nach Sofia und retour. Versteht sich „aus terminlichen Gründen“.
Nicht aber verständlich: Der Flug ging nicht nur zu Lasten der Umwelt und des Klimawandels, sondern auch zu Lasten der von Inflation und überhöhten Energiepreisen gequälten Steuerzahler. Die Kosten für den gecharterten Bedarfsflieger waren mit 22.222,24 Euro sogar rund zehn Mal höher als ein buchbares Linienticket.
Für Nehammer war das kein Sonderfall, denn auch nach Abu Dhabi (Oktober 2022) und Katar (März 2022) ging es im Privatjet standesgemäß zu den reichen Öl-Scheichs.
In seiner Begleitung hatte er bei diesen Kurzreisen auch eine CO2-fixierte Kollegin, die sonst gerne gegen das „Urassen mit CO2-Emmissionen und Privatjets“ wettert – die stramm grüne Klima- und Umweltschutzministerin Leonore Gewessler.
Eine Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage im Jahr 2017 ergab, dass der damalige ÖVP-Innenminister und heutige Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka von April 2016 bis Februar 2017 mehr als 150.000 Euro für Charterflüge ausgegeben hatte.
Und auch als amtierender Präsident des Nationalrates kann er nicht auf einen Privatjet verzichten. Im März 2022 reiste er zuerst im Dienst-Audi nach Prag und flog am nächsten Tag mit dem Privatjet für 5.100 Euro heimwärts nach Wien, damit er rechtzeitig dem Parlament vorsitzen konnte.
Klimakrise hin oder her, nicht nur in Österreich reisen Politiker gerne in Privatjets und das kostet die Steuerzahler ordentlich. So zeigte eine Auswertung von deutschen Abgeordneten-Reisen in 2021, dass ausgerechnet die Grünen die größten Vielflieger im Berliner Bundestag waren.
EU-Ratspräsident als leidenschaftlicher Vielflieger
Ein leidenschaftlicher Vielflieger ist auch EU-Ratspräsident Charles Michel. Erst im Dezember 2022 kostete seine Reise nach Peking in einem Privatflugzeug die europäischen Steuerzahler rund 460.000 Euro. Den Flug begründete der EU-Ratspräsident mit den „Coronavirus-Auflagen für die ganze Delegation“.
Mehrere französische Zeitungen warfen dem reiselustigen EU-Ratspräsidenten und Vielflieger sein aufgeblähtes Reisebudget vor. Laut Angaben von Politico nutzte Michel 2019 für 64 Prozent seiner Reisen Privatflugzeuge.
Er sei doch nicht der Einzige, der des Öfteren Privatjets nutze, verteidigte Michel sich in einem Interview mit Le Soir. Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen reise ebenfalls sehr viel in privaten Flugzeugen und ihr werfe das niemand vor, argumentierte so der Ratspräsident.
„Ich verstehe, dass man das teuer findet und ich verstehe die Empfindlichkeit bei Privatflügen“, erklärte er der belgischen Zeitung La Libre. Er würde jedoch keine Regeln brechen und auch nicht selbst über die Flüge entscheiden. „Es sind unabhängige Beamte, auf die ich keinen Einfluss habe, die mir die Art der Fortbewegung vorschlagen“, rechtfertigte sich der EU-Ratspräsident.
Die Umweltorganisation Greenpeace will unbedingt eine Beschränkung der Privatjets in der EU: „Privatjets und Luxusemissionen sind derzeit in der EU nicht reguliert, obwohl sie pro Passagier und Kilometer die klimaschädlichste und ungerechteste Form des Verkehrs sind. Privatjets verursachen bis zu 14 Mal mehr CO2-Emissionen als ein durchschnittliches Verkehrsflugzeug (pro Passagier) und 50 Mal mehr als Züge.“
Erst kürzlich veröffentlichte Greenpeace einen Report, der aufzeigt, dass klimaschädliche Privat-Flüge europaweit ein Rekordniveau erreicht haben. Ein Verbot dieser überflüssigen Luxus-Emissionen ist unerlässlich.
Werden in EU Flüge mit Privatjets verboten?
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