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Cleantech: Europa will seine Müllberge abbauen

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Der Elektro-Müllberg wächst und wächst
Der Elektro-Müllberg wächst und wächst: Europa braucht ein effizientes Abfallmanagement (Foto: Wiki Commons)
Ein modernes Abfallmanagement wie die Schweiz kennen nur wenige Staaten Europas. Doch Länder wie Polen, die Türkei oder Großbritannien wollen das Problem anpacken und setzen auf Cleantech. Die Bilder von Neapels Abfallbergen gingen um die Welt. Probleme mit der Müllentsorgung kennen aber auch diverse andere Staaten im industrialisierten Europa.

Recycling ist vielerorts nach wie vor ein Fremdwort. Entsprechende Investitionen wurden lange Zeit verschlafen.

  • Beispiel Türkei: Dort werden jährlich rund 430 Kilogramm Abfall pro Kopf produziert. Weil es an Entsorgungstechniken mangelte, endete in den vergangenen Jahren die grosse Mehrheit der insgesamt 25 Mio. Tonnen Abfall auf wilden Deponien.
  • Beispiel Polen: Bis heute werden 90% der im Land produzierten Abfälle nicht genutzt respektive nicht wiederverwertet.
  • Beispiel Großbritannien: Auch die britische Abfallwirtschaft setzt im Bereich Entsorgung nach wie vor auf die Deponierung. Entsprechende Vorgaben der EU, die europäische Abfall-Rahmenrichtlinie umzusetzen und damit höhere Verwertungsquoten zu erzielen, wurden im Vereinigten Königreich über Jahre weitgehend ignoriert.
  • EU erhöht den Druck

    Doch langsam kommt Bewegung in die Angelegenheit. Denn der Druck seitens der EU zur Umsetzung der Abfallrichtlinien nimmt zu. Das hat zum Beispiel die polnische Regierung dazu veranlasst, per Gesetz neu die Gemeinden in die Pflicht zu nehmen, eine lokale Abfallbewirtschaftung aufzubauen und die hierfür notwendigen Betriebe zu engagieren.

    Zuvor waren Baugenossenschaften und private Hausbesitzer dafür verantwortlich. Diese vernachlässigten das Thema jedoch in den meisten Fällen. Mit der Kommunalisierung des Abfallmanagements, die seit Mitte 2013 in Kraft getreten ist, soll die Wiederverwertungsquote rasch ansteigen.

    Dafür braucht es aber auch nachhaltige Investitionen in moderne Recycling-Systeme, Wasseraufbereitungs- und Kehrichtverbrennungsanlagen. Diesbezüglich ist Polen in einer ganz ähnlichen Situation wie die Türkei. Dort sind zur Umsetzung der EU-Vorgabe, die eine Abfall-Recyclingquote von 60 Prozent vorsieht, Investitionen im zweistelligen Euro-Milliarden-Bereich notwendig.

    Auch in Grossbritannien scheint sich für die Cleantech-Industrie im Segment des Abfallmanagements ein gewaltiges Marktpotenzial zu eröffnen. Denn im Königreich hat die Politik die Notwendigkeit einer umweltfreundlichen Abfallbewirtschaftung ebenfalls erkannt und macht entsprechend Druck.

    Schweizer Know-how und Technologien gefragt

    Von den bevorstehenden Investitionsrunden in den drei genannten Ländern dürften auch Schweizer Cleantech-Unternehmen profitieren können. Viele von ihnen positionieren sich seit Jahren erfolgreich mit Nischenangeboten in der Abfallwirtschaft.

    Ein Beispiel ist die TBF + Partner AG mit Hauptsitz in Zürich. Sie ist unter anderem auf die Planung und Projektierung von Kehrichtverbrennungsanlagen spezialisiert und setzt sich zurzeit intensiv mit dem polnischen Markt auseinander.

    Für weitere Schweizer Anbieter lohnt sich der Gedanke an ein Exportgeschäft in diese Märkte. Switzerland Global Enterprise (S-GE) organisiert für sie am 30. Oktober in Zürich den Informationsevent Waste Management in der Türkei, Polen und Großbritannien.

    Zu jedem der drei Länder hat S-GE eine separate Studie über die Entwicklung und das Potenzial der jeweiligen Abfallwirtschaft in Auftrag gegeben. Alle drei Studien werden am 30. Oktober für die Event-Teilnehmer verfügbar sein.

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