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Wie Corona-Krise Geschäftsreisen verändert

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Die Corona-Krise hat beachtliche Auswirkungen auf die Geschäftsreisen (Foto: Rainer Prang, Pixabay)
Die Corona-Krise hat beachtliche Auswirkungen auf die Geschäftsreisen (Foto: Rainer Prang, Pixabay)

Die Zukunft der Geschäftsreisen wird von der Corona-Krise bestimmt. Und das wird erwartet: Ein Mix aus virtuellen und physischen Treffen, Prozessoptimierung und Digitalisierung bleiben im Aufwind, und die Sicherheit auf Dienstreisen hat größten Vorrang.

Fünf Top-Experten haben im Rahmen des „5. Agentur-Cafés“ der Kommunikationsagentur Global Communication Experts über das Thema „Corona beschleunigt die Digitalisierung: Was bedeutet das für die Zukunft der Geschäftsreisen?“ diskutiert.

Experte Tom Fecke
Experte Tom Fecke
„Es ergeben sich auch Chancen durch die Corona-Pandemie. So waren wir gezwungen, Prozesse zu überdenken und zu optimieren“, erklärt Tom Fecke, Geschäftsführer von Sabre Deutschland Marketing. Das Unternehmen ist für virtuelle Reiselösungen zuständig.

Digitalisierung und Wirtschaftlichkeit rückten damit in den Vordergrund, es würden neue, hybride Reiseformen entwickelt, die sowohl auf physische als auch auf virtuelle Präsenz setzen. Doch obwohl sich in vielen Unternehmen das Webconferencing durchgesetzt habe, seien der persönliche Kontakt und der kulturelle Austausch für eine Business-Abwicklung unerlässlich.

Persönliche Treffen auch in der Corona-Krise wichtig

„Geschäftsreisen werden sich, auch wenn sie sich momentan auf einem sehr niedrigen Niveau befinden, irgendwann wieder auf ihrem früheren Level von 2019 einpendeln.“

Experte Andreas Neumann
Experte Andreas Neumann
Davon ist Andreas Neumann, Geschäftsführer von DERPART mit dem Schwerpunkt Business Travel, überzeugt. Denn es gebe auch Unternehmen, die ihre Mitarbeiter – etwa Ingenieure, Einkäufer, Monteure – in die Welt bringen müssten. Für sie ist ein persönliches Erscheinen vor Ort unerlässlich.

Die Digitalisierung werde nie physische Treffen ersetzen, diese jedoch durchaus sinnvoll ergänzen. Geschäftsreisebüros werden dabei auch künftig eine wichtige Rolle spielen, so Neumann, das habe gerade die Krise gezeigt, in der Anbieter für Kunden schwer erreichbar waren, die Reisebüros aber immer zur Verfügung standen.

Digitale Tools sind auf Geschäftsreisen gefragt

Schließlich sei es in heutiger Zeit besonders wichtig, Kunden sinnvolle Tools anzubieten. „Die Kunst ist jedoch, diese auf ihre Bedürfnisse zuzuschneiden und durch sie einen Mehrwert zu generieren“, erläutert Neumann.

Der gesamte Markt befindet sich in Bewegung, so die einhellige Meinung im Expertenkreis. In allen Geschäftssegmenten gibt es zahlreiche Veränderungen. So geht ein Trend zu Online-Buchungstools, die sich auf das mobile Endgerät konzentrieren.

Experte David Renzmann
Experte David Renzmann
„Wir arbeiten ganz stark auf einen kompletten, kontaktlosen Aufenthalt der Gäste in unseren Häusern hin – vom Check-in bis zum Check-out. Die Digitalisierung schreitet bei uns mit großen Schritten voran“, weiß David Renzmann, Area Manager Germany von The Ascott Limited.

In den Häusern der Gruppe, die während der letzten Monate durchgehend geöffnet waren und teilweise schon wieder eine recht gute Auslastung haben, lesen die Gäste Zeitungen und Magazine nur noch online auf ihren Endgeräten, das Papier-Format sei abgeschafft worden.

Über eine App kann zudem die Waschmaschine gestartet werden, der Münzeinwurf entfällt ebenso wie in anderen Automaten der Longstay-Häuser. Aktuell sei man dabei, alle Voraussetzungen zu schaffen, um auch Zimmertüren kontaktlos per App zu öffnen.

Digitale Tools tragen auch erheblich zur Sicherheit in der Corona-Krise bei und diese möchten Firmen auf Geschäftsreisen gewährleistet wissen. So spielen Sicherheitsvorkehrungen vor allem beim Fliegen eine besonders wichtige Rolle.

Experte Tony Seifarth
Experte Tony Seifarth
„Wir haben den gesamten Flugprozess komplett verändert. Unsere Maschinen werden in kürzeren Intervallen gereinigt, wir setzen alle Hygiene- und Abstandsregelungen um und stellen auch ein Care Paket, das unter anderem Maske und Desinfektionsgel enthält, für unsere Passagiere bereit“, erläutert Tony Seifarth, Sales & Marketing Manager von Cathay Pacific Airways.

Auch er gibt sich optimistisch und glaubt, dass sich die Geschäftsreisen, sobald die Reisebeschränkungen fallen, wieder erholen werden. Der asiatische Markt und auch der Umsteiger-Verkehr in Hongkong sind für das Unternehmen dabei extrem wichtig wie auch generell das Frachtgeschäft.

Corona-Krise und die Mobilitätslösungen

Dem stimmt auch Martin Gruber, Managing Director Central Europe der Avis Budget Group zu. Durch die Reisebeschränkungen in der Corona-Krise verzeichne das Unternehmen aktuell ein geringeres internationales Geschäftsaufkommen, dafür seien inländische Anfragen deutlich stärker und man sehe zudem optimistisch in die Zukunft.

Experte Martin Gruber
Experte Martin Gruber
„Wir kompensieren in Teilen diese Ausfälle durch eine Verschiebung des Fokus der Geschäftsfelder. So liegt das Langzeitmieten von Autos hoch im Kurs, denn viele Firmen möchten derzeit lieber nicht in den eigenen Fuhrpark investieren, stattdessen mieten sie bei uns einen Wagen im Monatsturnus“, führt Gruber weiter aus.

Zudem seien individuelle Mobilitätslösungen derzeit als Alternativen zu Flugzeug und Bahn gefragt, da erstere für Kunden aktuell eine sichere Transportoption darstellen.

Bezüglich der Preisgestaltung sind sich alle Experten einig: Im Business Travel werden die Preise, trotz der vielseitigen Veränderungen des Marktes, weitgehend stabil bleiben.

Prognosen lassen sich schwer stellen

Das Geschäftsreisesegment, das zwei Drittel des Gesamtvolumens des Reise- und Tourismusmarktes ausmacht, ist im Wandel. Die Corona-Krise hat zur Beschleunigung von Optimierungsprozessen geführt, die Digitalisierung wurde beschleunigt und das Sicherheitsbedürfnis ist gestiegen.

Jedoch werden virtuelle Meetings den persönlichen Austausch nicht ersetzen, vielmehr erwarten die Experten, dass sich der Geschäftsreise-Markt in Zukunft auf das Level von 2019 einpendeln und es künftig einen Mix aus virtueller und physischer Präsenz geben wird.

Eine Prognose, wann es zu einer vollständigen Erholung des Business-Travel-Marktes kommen werde, gaben die Diskussionsteilnehmer des GCE-Agentur-Cafés zwar nicht ab. Sie stimmten aber darin überein, dass das kommende Jahr erst einmal der Überbrückung diene und im Jahr 2022 eine Erholung möglich sei.

Unabhängig davon wird sich der Bleisure-Bereich weiter entwickeln, denn das Kombinieren von Geschäftsreisen mit den privaten Urlaubstagen bringe Vorteile sowohl für Unternehmen als auch für seine Mitarbeiter.

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