
Indien befindet sich in einem wirtschaftlichen Transformationsprozess. Bis Ende dieses Jahrzehnts wird das siebtgrößte Land zur drittgrößten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen. Ein stark steigender Inlandskonsum, das gewaltige Investitionsprogramm der Regierung, die „Make in India“ Initiative sowie sich laufend verbessernde wirtschaftliche Rahmenbedingungen lassen in sämtlichen Bereichen einen enormem Technologie-Bedarf entstehen.
Welche Chancen und Möglichkeiten für Investoren Indien im geopolitischen Umfeld Asiens bietet, beschreibt Dina Ting, Leiterin des Global Index Portfolio Management Teams bei Franklin Templeton. Hier ihre Analyse.
„Die Schlagzeilen über die Liquidation von Evergrande, einem der größten Immobilienentwickler Chinas, werfen Fragen über die wirtschaftliche Situation im Reich der Mitte auf. China ist ein Markt im Umbruch, und auch andere Schwellenländer stehen an einem Wendepunkt. Untersuchungen haben ergeben, dass China bei mehr als 400 Produkten – von wichtigen Rohstoffen bis hin zu Luxusgütern – zu 40 % von den USA und ihren Verbündeten abhängig ist. Doch diese Zeiten sind nun vorbei. China wird zunehmend auf sein eigenes Wachstumspotenzial setzen müssen.
Die Aussichten in Indien sind vielversprechend
Trotz nachteiliger, alternder Demografie ist die Bevölkerungszahl riesig, und die heimische Nachfrage wächst dank des zunehmenden Wohlstands. China agiert nicht mehr ausschließlich als Produktionsstätte der Welt, sondern setzt vielmehr auf Innovation und verstärkte Zusammenarbeit mit regionalen Nachbarn und dem Nahen Osten sowie Partnern in Lateinamerika.
Die Aussichten für das kommende Jahr sind vielversprechend, aber es ist wohl noch zu früh, um ein Nachlassen des wirtschaftlichen Drucks zu erkennen. Die chinesischen Behörden bieten gezielte Anreize, um sowohl die Wirtschaft als auch die Märkte anzukurbeln. Allerdings müssen die chinesischen Konsumenten mitziehen. Vorsicht ist bei breit angelegten Anreizen geboten, die das Risiko von Blasen beinhalten könnten.
Ungeachtet der geopolitischen Risiken bleibt auch Taiwan ein vielversprechender Markt. Die Halbleiterindustrie ist weltweit stark positioniert. Taiwan wird als Motor für neue Technologiewellen genutzt. Es ist unwahrscheinlich, dass Europa und die USA in absehbarer Zeit bei der Herstellung von Chips aufholen können.
Indien spielt langfristig eine wichtige Rolle innerhalb der Schwellenländer. Die starke demografische Entwicklung, die politischen Reformen und das wachsende Bruttoinlandsprodukt sind nur einige Gründe, auf den indischen Markt zu setzen.
Das Land entwickelt sich auch immer mehr zu einem Zentrum des verarbeitenden Gewerbes, der Einkaufsmanagerindex der Industrie führt seit geraumer Zeit die globale Rangliste an. Premier Modis Politik hat ausländische Unternehmen angelockt, darunter Branchengrößen wie Microsoft, Toyota und Samsung. Der Ausbau des Kapitalmarktes in Indien wird als vielversprechender Faktor für zukünftige Investitionen betrachtet.
Hervorzuheben sind auch die Bestrebungen, die indische Infrastruktur aufzuwerten, wobei erhebliche Investitionen zur Verbesserung der Verkehrseinrichtungen vorgesehen sind.
Technologie und Banking im Aufschwung in Indien
Laut einem aktuellen Bericht von S&P Global Market Intelligence rangiert Indien derzeit mit einem Wirtschaftsvolumen von 3,7 Billionen Dollar (2023-24) an fünfter Stelle, und es wird erwartet, dass sich dieser Rang bis 2030 noch erhöht, so dass Indien dann hinter Japan und Deutschland die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt sein wird.
Es ist mit einem weiteren Anstieg der Bewertungen indischer Unternehmen zu rechnen, da die Expansion der Kapitalmärkte als ein unterstützender Faktor für diese Entwicklung angesehen wird.
Sektoren mit großem Wachstumspotenzial in Indien sind zyklische Konsumgüter, Technologie und Finanztitel. Interessant ist in Indien insbesondere auch die Kombination von Technologie und Banking.
Die geopolitische Skepsis gegenüber einem Engagement in China hat die Chancen für Indien erhöht. Dies hat zu einem steigenden Interesse institutioneller Anleger an Indien geführt, da das Land auch in Aktienbenchmarks an Gewicht gewinnt.
Auch wenn die Märkte vor den bevorstehenden 18. Parlamentswahlen in Indien volatil sein könnten, liegt die Bharatiya Janata Party von Premierminister Narendra Modi in den Meinungsumfragen vorn, was den Weg für eine dritte Amtszeit Modis ebnen dürfte.
Die Indische Parlamentswahl 2024 wird voraussichtlich im April und Mai 2024 stattfinden. Das indische Parlament verfügt über 543 Sitze. Die Amtszeit der 17. Lok Sabha endet voraussichtlich am 16. Juni 2024.
Die letzten Parlamentswahlen fanden im April und Mai 2019 statt. Nach den Wahlen bildete die von der Bharatiya Janata Party geführte National Democratic Alliance die Unionsregierung, wobei Narendra Modi weiterhin Premierminister blieb. Der Wahlausgang sollte die optimistischen Aussichten für das Land nicht trüben.“
Service: Richtiges Verhalten in Indien
Indien ist als sehr gastfreundliches Land bekannt und Hauseinladungen sollten nur bei wirklich zwingenden Gründen abgelehnt werden. Neben dem Gruß mit vor der Brust gefalteten Händen (Namaste) ist zwischen Männern das Händeschütteln gebräuchlich. Frauen grüßt man meist durch eine kurze Verneigung.
Als Ehrengast wird dem ausländischen Besucher oft eine Blumenkette um den Hals gelegt. Diese kann entweder sofort oder nach kurzem Tragen abgelegt werden. Unabsichtliche Berührung mit dem Schuh/Fuß sollten vermieden werden.

Die zwanglose Unterhaltung, vor allem bei Abendeinladungen, erfolgt immer vor dem Essen, das spät serviert wird. Auf die verschiedenen Essgewohnheiten aus religiösen Gründen sollte auch bei einem Besuch eines indischen Geschäftsfreundes in Österreich geachtet werden. Unmittelbar nach dem Essen ist die Einladung im Normalfall zu Ende. Die österreichische Sitte des gemütlichen Plauderns nach dem Essen ist in Indien nicht üblich.
Gastgeschenke sind in Indien im Allgemeinen nicht üblich, bereiten aber trotzdem Freude. Besonders gut kommen ausländische Produkte an (z.B. Porzellan, Kristall, Parfum, Cognac etc.). Bei Alkoholgeschenken sollte vorab geklärt werden, ob die Gastgeber grundsätzlich Alkohol trinkt.
In Indien wird viel und gerne gesprochen und korrespondiert. Dies wird auch von ausländischen Geschäftspartnern erwartet. Eine trockene Ablehnung eines Vorschlages wird kaum zu hören sein und es bedarf an Fingerspitzengefühl, um herauszuhören, wann ein „Nein“ gemeint ist.
Nicht alles, was indische Partner erzählen, darf für bare Münze genommen werden. Oft klaffen Wunschdenken und Realität weit auseinander und es ist unerlässlich, sich ein eigenes Urteil über die Durchführbarkeit eines Projektes zu bilden.
Was Sie in Indien unbedingt beachten sollten
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