Markenfälscher bereiten deutschen Unternehmen immense Probleme. Darauf hat anlässlich des Tags des geistigen Eigentums Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), hingewiesen. Produktpiraterie nehme immer dramatischere Ausmaße an, sagte Wansleben dem „Handelsblatt“. „Wir schätzen den Schaden für die deutsche Wirtschaft auf
insgesamt über 50 Milliarden Euro im Jahr.“
Zwei Drittel aller Fälschungen kämen aus China und Hongkong, berichtete der DIHK-Hauptgeschäftsführer. Zwar sei der Anteil damit etwas gesunken, China bleibe aber nach wie vor Fälschungsland Nummer eins. Ohnehin gebe es aus Sicht der deutschen Wirtschaft keinen Grund zur Entwarnung, „denn das schlechte Vorbild macht leider Schule“. So kämen etwa über Singapur immer mehr gefälschte Waren nach Deutschland.
Auch die Entwicklung in Indien bereite den deutschen Unternehmen Sorge, so Wansleben. „Hier gibt es zunehmend Fälle, zum Beispiel im Bereich der Generika oder auch der Windenergie, in denen deutschen Unternehmen der Patentschutz einfach aberkannt oder deutlich geschwächt wird – ein wirtschaftliches Desaster für die betroffenen Betriebe.“
Gleichzeitig werde die Palette der gefälschten Produkte ständig breiter, etwa bei den Medikamenten. „Hier geht es längst nicht mehr nur um Viagra und Designdrogen“, warnte der DIHK-Hauptgeschäftsführer vor gefährlichen Schnäppchen. „Blutdrucksenker und Krebsmittel werden genauso gefälscht wie nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel. Viele Urlauber bringen sich inzwischen Medikamente einfach aus dem Urlaub mit, ohne zu hinterfragen, warum sie so billig sind.“
Neben Medikamenten sind nach Erkenntnissen des DIHK Produkte des täglichen Bedarfs wie Körperpflegeartikel oder elektronische Haushaltsgeräte immer häufiger Gegenstand von Fälschungen. Ganz oben im Ranking stehen nach wie vor Textilien und Zigaretten.
„Die Regierung muss das Thema Marken- und Patentschutz bei internationalen Verhandlungen immer wieder auf die Agenda setzen“, forderte Wansleben. „Der DIHK hält es zudem für sinnvoll, den runden Tisch zwischen Bundesregierung und Wirtschaft wieder aufleben zu lassen, um gemeinsam über aktuelle Entwicklungen und Lösungsmöglichkeiten zu beraten.“