
Das Risiko reist immer mit. Überfälle, Diebstähle, Erpressung, Entführungen, ja sogar Mord: Die Gefahren auf beruflichen und privaten Reisen sind vielfältig. Wie sich die Sicherheitslage in den einzelnen Ländern entwickelt hat, zeigt die aktuelle Risiko Weltkarte 2014. Die global wachsende Mittelschicht bringt viele wirtschaftliche Chancen für international tätige Unternehmen, doch die wachsenden Ansprüche dieser Mittelschicht führen in vielen Entwicklungsländern auch zu einer erhöhten politischen Instabilität.
In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Länder, die Control Risks mit mittlerem oder hohem politischen Risiko bewertet, an der weltweiten Produktion auf 35 Prozent gewachsen und hat sich somit mehr als verdoppelt.
Das geht aus der kürzlich veröffentlichten Analyse „RiskMap 2014“ von Control Risks hervor, der globalen Risikomanagementberatung. Die RiskMap analysiert für das laufende Jahr die wichtigsten globalen Risikotrends und beurteilt deren Einfluss auf die weltweiten Märkte.
RiskMap 2014 identifiziert drei globale Trends, die in diesem Jahr besonders wichtig für die Wirtschaft sein werden:
- Das Verlangen nach Wachstum führte 2013 zu einer erneuten Welle von Protektionismus. Die Reaktion einzelner Länder auf geringeres Wachstum wird für das politische Risikoumfeld ausschlaggebend sein.
- In den letzten zehn Jahren ist die weltweite Mittelschicht auf über zwei Milliarden Menschen angewachsen und soll bis 2023 drei Milliarden erreicht haben. Der arabische Frühling aber auch die Occupy-Bewegung sind Beweise dafür, dass diese Mittelschicht schnelleres Wachstum und bessere Chancen erwartet. Unternehmen und Regierungen werden hinterfragt in Bereichen wie Umweltschutz, Arbeitsplatzsicherheit oder wirtschaftlicher Gerechtigkeit.
- Während die wirtschaftliche Stärke der führenden Entwicklungsländer diese unverzichtbar macht für die weltweite politische und wirtschaftliche Führung, sind sie nicht in der Lage, die schrumpfenden Märkte in Europa und den USA aufzufangen. Europa und die USA bleiben gefangen in internen politischen und wirtschaftlichen Veränderungen.
Control Risks hat außerdem einzelne Faktoren analysiert und zusammengestellt, die international tätigen Unternehmen mögliche Schwierigkeiten bereiten werden:
In Europa führen die Auswirkungen der Euro-Krise 2014 weiterhin zu einer Innenausrichtung. In Osteuropa kann der Wunsch der Mittelschicht nach mehr politischer Freiheit sowie Wut über unfaire Wahlen und Korruption vor allem in Russland und in der Ukraine umfangreiche Proteste auslösen.
In der Türkei hat 2013 das Friedensabkommen mit den Kurden diesen Konflikt zwar gebremst, doch die massiven Anti-Regierungsproteste offenbaren die politische Instabilität des Landes. Der geplante politische Wechsel sowie regionale Umbrüche deuten immer schwierigere Rahmenbedingungen an.
Afrika wird bis 2017 der Kontinent mit über der Hälfte der 20 am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften sein. Doch viele dieser Länder starten von einem sehr niedrigen Ausgangspunkt. Arbeitskräftemangel, mangelnde Liberalisierung der Märkte und eine mangelhafte Infrastruktur werden internationale Investoren herausfordern. Korruption, Bürokratie und mangelnde Sicherheit bleiben in vielen Ländern und Sektoren ein Problem.
In Ostafrika zeigt sich ein positiver Trend, z.B. in Tansania. Tansanias positive wirtschaftliche Entwicklung wird 2014 trotz dieser Probleme weitergehen. Die Regierung wird höchstwahrscheinlich einen großen Anteil der ersten USD 750 Milliarden Euromarkt-Anleihen für die Verbesserung der Energie- und Verkehrsinfrastruktur einsetzen. Ferner wird sie weiter versuchen, Investoren für die Sektoren Landwirtschaft und Bergbau, aber auch Tourismus, Konsumgüter, Baugewerbe und Pharma zu gewinnen.
In Lateinamerika wird die Zurücknahme der US-Geldpolitik die gravierenden Unterschiede zwischen Ländern wie Chile, mit einer starken wirtschaftlichen Grundstruktur, und Ländern wie Brasilien, dessen Währung leiden und dessen Zinsen steigen werden, verdeutlichen.
Den landesweiten Protesten in den brasilianischen Städten im Juni 2013 lag vielleicht nicht eine grundsätzliche Anti-Regierungsstimmung zugrunde, trotzdem haben diese ein politisches Erdbeben ausgelöst. Der drohende wirtschaftliche Rückgang erhöht den Druck auf die Regierung und stellt sie vor eine Entscheidung: mehr Staatsinterventionen oder mehr Reformen.
In Kolumbien bleibt die wirtschaftliche Stimmung überwiegend positiv, obwohl Parlaments- und Präsidentschaftswahlen und das mögliche Friedensabkommen mit den Revolutionary Armed Forces of Colombia (FARC) die Aufmerksamkeit von notwendigen Reformen ablenkt.
In Mexiko wird die Regierung von Präsident Peña Nieto, nach der zunächst ausschließlichen Ausrichtung auf die strukturellen Reformen in 2013, den Fokus nun auf die eigentliche Implementierung seiner Politik legen und so das wirtschaftliche Wachstum stärken.
Im Nahen Osten wird die starke Präsenz von al-Qaida-nahen Gruppierungen in Syrien die Region weiter destabilisieren.
Auch in Ägypten, Libyen und Tunesien bildet die politische und sicherheitsbezogene Unsicherheit einen fruchtbaren Boden für jihadistische Organisationen, die Geschäftsinteressen und Vermögenswerte bedrohen werden.
In Asien werden internationale Unternehmen vor allem in China vermehrt unter die Lupe genommen. Unternehmen, die noch immer nach der Mentalität operieren „so werden Geschäfte in China eben gemacht“, werden angreifbar.
Weitere interessante Ergebnisse der Sicherheitsanalyse sind:
- Die Analyse der Entführungsrisiken hat ergeben, dass der größte Anteil der Entführungen für Lösegeld in Asien und der Pazifikregion erfolgt, insbesondere in Indien, Pakistan, Afghanistan und in den Philippinen.Auch in Afrika bleibt das Entführungsrisiko hoch – Nigeria führt die Liste auf diesem Kontinent an, wobei auch Kenia eine prominente Position einnimmt, da kriminelle Banden und al-Shabab-Mitglieder Ausländer und Einheimische ins Visier nehmen. Entführungen in Lateinamerika sind seit 2005 um 50 Prozent gesunken.
- Piraterie vor Somalia hat den tiefsten Stand seit sechs Jahren erreicht – die Zahlen von 2013 zeigen eine Verringerung um 90 Prozent im Vergleich zu 2012. Doch die Piraterie im Golf von Guinea ist auf dem gleich hohen Niveau geblieben. Hier wurden über 100 Fälle in den ersten zehn Monaten von 2013 gemeldet.
Geschäftsführer Hans Jürgen Stephan von Control Risks Deutschland: „Die Chancen und Risiken für internationale Unternehmen werden 2014 immer deutlicher. Das Machtgefüge verschiebt sich weiterhin in Richtung Osten zugunsten Asiens und in Richtung der Bevölkerungsschichten, die hungrig sind nach einem Wandel.
In China, Brasilien und der Türkei werden diese Stimmen laut nach einer stärkeren Mitbestimmung rufen. Somit steigt die Komplexität in Entwicklungsländern. Die Mittelschicht begehrt auf gegen die etablierte politische Elite, wodurch Wachstumsprognosen in diesen Ländern zunehmend unsicher werden. 2014 wird sich das Spannungsverhältnis zwischen Chancen und Risiken intensivieren. Dies wird von Managern ein umfangreiches Verständnis von lokalen Märkten und den Willen erfordern, bewusst und informiert Risiken einzugehen.“
Background: Control Risks ist eine unabhängige, globale Unternehmensberatung für Risikomanagement, spezialisiert auf politische, sicherheits- und reputationsbezogene Risiken. Control Risks unterstützt Unternehmen, die Risiken komplexer Märkte und Regionen zu verstehen und diese erfolgreich zu managen. Die Kombination der Dienstleistungen und eine globale Präsenz ermöglichen Control Risks, Probleme zu analysieren, sie zu lösen und so den Kunden zu helfen, Chancen weltweit erfolgreich wahrzunehmen.
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