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Warum Frauen beruflich weniger verreisen

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Frauen sind in der Pandemie weniger auf Geschäftsreisen und mehr mit der Familie zusammen (Foto: Darwin Laganzon, Pixabay)
Während der Pandemie sind Frauen seltener beruflich unterwegs als Männer (Foto: Darwin Laganzon, Pixabay)

Europaweit gehen in der Pandemie immer weniger Frauen auf Geschäftsreisen. Die Corona-Krise hat nicht nur die Zahl der Dienstreisen massiv gedrückt, sie hat auch das Geschlechterverhältnis der Reisenden spürbar verändert. Dienstreisen sind in den vergangenen Monaten wieder zu einer Domäne der Männer geworden.

Zu diesem Schluss kommt AirPlus International – führender internationaler Anbieter von Lösungen im Bereich Corporate Payment – nach Auswertung von 300.000 Flugbuchungen im Januar und im Oktober 2020. Betrachtet wurden von der Lufthansa-Tochter Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien.

Vor der Corona-Pandemie war rund jeder fünfte Geschäftsreisende eine Frau. Laut AirPlus-Auswertung waren es im Januar 2020 18,6 Prozent. Dieser Anteil der Frauen ist in den Vorjahren kontinuierlich leicht gestiegen.

Ihr Anteil fiel aber durch die Pandemie: Im Oktober waren nur noch 12,1 Prozent der Geschäftsreisenden weiblich. Mit anderen Worten: Auf sieben bis acht männliche Dienstreisende kommt derzeit nur eine Frau.

Für Frauen mehr Familienarbeit, weniger Reisen

Für diesen Rückgang der reisenden Frauen gibt es verschiedene, einander ergänzende Erklärungsansätze. „Erstens beobachten wir, dass bestimmte Berufsgruppen stärker reisen als andere, weil ihre Präsenz vor Ort zur Ausübung ihrer Tätigkeit vor Ort zwingend ist“, sagt AirPlus-Marketingleiterin Yaël Klein. Dazu gehören beispielsweise Monteure und Ingenieure im Außendienst. Diese Positionen werden überwiegend von Männern bekleidet.

„Zweitens sehen wir, dass in bestimmten Branchen stärker gereist wird als in anderen“, so Klein. Bei Unternehmen aus der Energiebranche beispielsweise gebe es mehr geschäftliche Reisen als etwa bei Software-Anbietern.

Daneben ist aber auch offenkundig, dass Frauen häufiger zu Hause bleiben, um das Familienleben und die Kinderbetreuung während der Pandemie aufrechtzuerhalten. Klein: „Hier konnten wir schon sehr früh, als die ersten Schulen schlossen, die Rückkehr zu tradierten Mustern erkennen. Auch nachdem die Schulen wieder öffneten, hat sich daran nicht viel geändert.“

Frauenanteil in Italien und Großbritannien gering

Interessant ist ein Vergleich mit anderen europäischen Ländern: Noch drastischer als in Deutschland zeigt sich der Rückgang des Anteils weiblicher Reisender in Großbritannien. Vor Beginn der Pandemie lag dort der Anteil weiblicher Reisender bei 24,5 Prozent, er stürzte zum Oktober auf 13,6 Prozent ab.

Weniger stark ausgeprägt ist der Negativtrend in Frankreich, das zu Jahresbeginn fast exakt denselben Prozentwert wie Großbritannien aufwies. Hier war im Oktober noch eine von fünf dienstlich Reisenden eine Frau.

Das Schlusslicht in diesem Ländervergleich ist Italien – ein Land mit traditionell geringem Anteil reisender Frauen. Waren es vor der Pandemie 17,5 Prozent, ist heute nur noch eine von zehn Reisenden (10,7 Prozent) weiblich. Ein eher klassisches Rollenverständnis gilt als eine der Ursachen dafür.

Während der starke Rückgang des Frauenanteils an den Geschäftsreisenden in Italien die Experten wenig überrascht, ist das Auseinanderdriften der Trends in Frankreich und Großbritannien bemerkenswert.

Frauen müssen wieder mehr Dienstreisen machen

„Nach unseren Beobachtungen spielen hier sowohl Unterschiede bei der Anwendung von Kurzarbeitsregelungen eine Rolle als auch verschiedene Vorgehensweisen bei den Schließungen von Schulen und Büros“, erläutert die Marketingchefin. Sie betont, dass die Daten zwar Verhaltensmuster aufzeigen, sich diese aber nicht bis ins letzte Detail erklären ließen.

Wichtig sei, dass sich nach der Überwindung der Pandemie und der Normalisierung des Geschäftsreiseverkehrs der Trend wieder umkehre. Geschäftsreisen sollten dann nicht mehr in solchem Ausmaß von Männern dominiert werden. Yaël Klein: „Geschäftsreisen sind vor allem auch für die persönliche Verständigung zwischen den Menschen und Unternehmen wichtig. Dies darf nicht einem Geschlecht vorbehalten bleiben.“

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