Start Business Warum in Compliance-Systeme noch mehr investiert werden muss

Warum in Compliance-Systeme noch mehr investiert werden muss

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In den nächsten Jahren wird die Wichtigkeit von Compliance stark zunehmen. Damit werden auch die Anforderungen an effektive Compliance-Systeme steigen. Vor allem in den Bereichen Produkt- und Datensicherheit sowie hinsichtlich Korruptionsthemen werden vermehrt Compliance-Verstöße auftreten. Das geht aus einer internationalen Studie hervor, in der die Unternehmensberatung A.T. Kearney eine industrieübergreifende Positionsbestimmung zum Thema Compliance vorgenommen hat.

Dazu wurden Interviews mit Compliance-Experten aus 40 führenden Industrieunternehmen durchgeführt. Die meisten der befragten Unternehmen haben vor, ihre Compliance-Systeme in Zukunft weiter auszubauen. 57 Prozent der Compliance-Experten planen, dafür auf externe Unterstützung zurückzugreifen.

Die drohende persönliche Haftbarkeit ist mit 63 Prozent der Antworten der größte Motivator für das Top-Management, in Compliance-Systeme zu investieren. Österreichische Unternehmen sind sich zwar der Bedeutung funktionierender Compliance-Systeme bewusst, es fehlt jedoch vielfach eine organisatorische Verankerung. Compliance ist in den meisten Rechtsformen grundsätzlich Angelegenheit des Vorstands. Dieser ist rechtlich dazu verpflichtet, das Unternehmen mit einem System auszustatten, das die Einhaltung von Compliance-Regeln nicht nur ermöglicht, sondern
schließlich auch garantiert.

Deshalb muss Ein leistungsfähiges Compliance-System in die Prozesse integriert und mit ausreichenden Ressourcen ausgestattet sein. Es braucht umfassende Unterstützung vonseiten des Top-Managements und Akzeptanz auf allen Ebenen.

Compliance – oder vielmehr die Gefahr von Nicht-Compliance – hat sich in den letzten Jahren zu einem immer wichtigeren Thema entwickelt. Es gibt zahlreiche prominente Fälle, die zeigen, wie verheerend sich Compliance-Verstöße auf den finanziellen Erfolg und das Ansehen eines Unternehmens auswirken können.

So hat zum Beispiel ein deutscher Großkonzern seit 2008 über eine Milliarde Euro an Straf- und
Kompensationszahlungen gezahlt. Zwei der früheren Vorstandsmitglieder wurden zu Strafen von
insgesamt über 4 Millionen Euro verurteilt.

Die Strafzahlungen in Verbindung mit dem „Deepwater Horizon“-Desaster im Golf von Mexiko summieren sich sogar auf über 18 Milliarden Euro (25 Milliarden US-Dollar). Diese Vorfällt haben gezeigt, wie verheerend sich Compliance-Verstöße auf den finanziellen Erfolg und das Ansehen eines Unternehmens auswirken können.

Vor diesem Hintergrund hat A.T. Kearney in einer internationalen Studie eine Positionsbestimmung der verarbeitenden Industrie vorgenommen und die Erfolgsfaktoren von Compliance-Systemen identifiziert, mit denen sich finanzielle Einbußen und eine Schädigung der Reputation vermeiden lassen. Dazu wurden Interviews mit Compliance-Experten aus 40 führenden Industrieunternehmen durchgeführt. Abgedeckt wurde eine Vielzahl an Branchen, Unternehmensgrößen und Regionen.

Prof. Dr. Alexander Malkwitz, Partner bei A.T. Kearney und Studienleiter, erläutert: „Ein immer komplexeres Netz von Vorschriften und eine wachsende Zahl von Firmen, die gleichzeitig in unterschiedlichsten Rechtssystemen tätig ist, machen die Einhaltung aller relevanten Normen zu einer immer anspruchsvolleren Aufgabe.“

Anstieg von Compliance-Verstößen erwartet

Die meisten befragten Experten erwarten künftig vor allem im Bereich der Korruption sowie auf den Gebieten der Produkt- und Datensicherheit einen Anstieg von Compliance-Verstößen. So erwarten rund 30 Prozent der Befragten eine Zunahme von Korruptionsfällen und je etwa ein Viertel eine Zunahme von Verstößen gegen die Produktsicherheit (26 Prozent) und die Datensicherheit (23 Prozent). Nur je 15 Prozent rechnen damit, dass die Zwischenfälle auf den Gebieten Wettbewerbsrecht sowie Gesundheit, Sicherheit und Umwelt zulegen werden.

Firmen wollen verstärkt in Compliance-Systeme investieren

Die meisten der befragten Unternehmen haben vor, ihre Compliance-Systeme in Zukunft weiter auszubauen. 57 Prozent der Compliance-Experten planen, dafür auf externe Unterstützung zurückzugreifen. Je 55 Prozent davon wollen in den Bereichen Anti-Korruption und Datensicherheit investieren und 48 Prozent auf dem Gebiet der Produktsicherheit.

Eine unabhängige Compliance-Abteilung mit direktem Berichtsweg an den Vorstand haben nur die wenigsten Unternehmen. So gaben nur 39 Prozent der Befragten an, eine unabhängige Compliance-Stabstelle eingeführt zu haben. Die übrigen Unternehmen verteilen die Aufgaben auf unterschiedliche Abteilungen wie etwa die Rechts- oder die Revisionsabteilung und riskieren damit Interessenskonflikte.

Die mittleren Führungsebenen stellen Compliance-Systeme eher in Frage als das Top-Management. Während das Top-Management üblicherweise die Notwendigkeit eines Compliance-Systems erkennt – 68 Prozent stehen ihm positiv gegenüber – sinkt auf den unteren Management-Ebenen die Zustimmung auf gerade einmal 19 Prozent.

Obwohl 83 Prozent der Unternehmen Schulungen und Trainings anbieten, um das Bewusstsein für Compliance zu schärfen, bieten nur 23 Prozent Anreize für eine proaktive Teilnahme und nur 8 Prozent setzen dabei wirkungsvolle interaktive Techniken wie z.B. Rollenspiele ein.

Persönliche Haftbarkeit ist Haupttreiber für Investitionen in Compliance

„Die persönliche Haftbarkeit ist der stärkste Treiber für die Einführung eines leistungsfähigen Compliance-Systems“, führt Malkwitz aus. Das gaben 63 Prozent der Befragten an. Gefolgt wird dieser Treiber von drohenden Geldstrafen, die dem Unternehmen auferlegt werden (59 Prozent). Je 47 Prozent der Experten investiert in Compliance, um Kundenanforderungen nachzukommen oder aber ethische Verpflichtungen zu erfüllen.

Nordamerika hat härteste Vorschriften

Von den befragten Compliance-Managern gab knapp die Hälfte (47 Prozent) an, dass Nordamerika die härtesten Vorschriften habe. Ein Viertel der Befragten sieht diese in der Europäischen Union. Jeder Neunte benennt andere Regionen, die nach seiner Ansicht die höchsten Compliance-Anforderungen aufweisen und knapp jeder Fünfte sieht keine größeren Unterschiede zwischen den Regionen.

Timm Rehling, Berater bei A.T. Kearney und Co-Autor der Studie erklärt: „Unternehmen, die in neue Länder expandieren, sollten darauf gefasst sein, mit erheblichen Compliance-Risiken konfrontiert zu werden. Hierauf sollten sich Unternehmen sehr gut vorbereiten.“

Österreichs Manager sind hohem Risiko ausgesetzt

Auch in Österreich spielt das Thema Compliance eine immer wichtigere Rolle. „Das Bewusstsein über die Bedeutung von funktionierenden Compliance-Systemen in österreichischen Unternehmen ist in den letzten Jahren stark gewachsen“ erklärt Florian Haslauer, Partner und Country Head bei A.T. Kearney Österreich. „Allerdings“ so fährt er fort, „fehlt vielfach noch die organisatorische Verankerung. Die österreichischen Manager sind deshalb einem vergleichsweise hohen persönlichen Risiko ausgesetzt.“

Erfolgsfaktoren für die Einführung eines Compliance-Systems

Häufig liegt die Ursache von Compliance-Verstößen darin, dass das Top-Management es versäumt hat, ein Umfeld zu schaffen, in dem Compliance gewährleistet wird. Vor diesem Hintergrund sollte Compliance ein fester Bestandteil des Tagesgeschäfts und fest in der Organisation verankert sein. Diese Notwendigkeit wird von den Experten mehrheitlich unterstützt: Für 78 Prozent von ihnen stellen der Aufbau von Akzeptanz und die Einbindung der Mitarbeiter grundlegende Bestandteile eines soliden Compliance-Systems dar.

Rehling erläutert: „Das Management muss sicherstellen, dass die Mitarbeiter die relevanten Vorschriften verstehen und diese auch einhalten. Ein erfolgreiches Compliance-System muss in die Prozesse integriert und mit ausreichenden Ressourcen ausgestattet sein. Außerdem braucht es umfassende Unterstützung vonseiten des Top-Managements und Akzeptanz auf allen Ebenen.“

Malkwitz abschließend: „In einem globalen Umfeld, in dem die Einhaltung von Vorschriften immer wichtiger wird, kann ein effektives Compliance-System vor drastischen Konsequenzen schützen, darüber hinaus aber auch einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit leisten.“

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