Unternehmen in Österreich geben jährlich rund 3,2 Milliarden Euro für Geschäftsreisen aus. Eine aktuelle Studie der Austrian Business Travel Association (abta) zeigt die wirtschaftliche Bedeutung der Branche auf und analysiert die jüngsten Trends und Entwicklungen.
Was kosten österreichische Unternehmen die Geschäftsreisen ihrer Mitarbeiter? Dieser Frage ging die abta nach und untersuchte in Zusammenarbeit mit der Statistik Austria und dem Institute for Service Marketing and Tourism an der Wirtschaftsuniversität Wien das Volumen und die Kosten von österreichischen Geschäftsreisenden im In- und Ausland.
abta-Präsident Hanno Kirsch: „Mit diesen neuen Zahlen wird es sowohl den Unternehmen als auch unseren Partnern im Reisemarkt möglich sein, ihre Position im Markt zu bestimmen und Vergleiche herzustellen.“
Die abta schließt eine Informationslücke.
Eine wichtige Datenquelle für die Geschäftsreise-Analyse ist die vierteljährliche Erhebung „Urlaubs- und Geschäftsreisen“, die von der Statistik Austria regelmäßig durchgeführt wird. Die zur Verfügung gestellten Daten beziehen sich auf die Jahre 2014 und 2015. Sie zeigen vor allem das Volumen der Geschäftsreisen. Die Daten der Reisekosten stammen weitgehend von einem Pool befreundeter Unternehmen, die der abta anonymisiert zur Verfügung gestellt wurden.
Obwohl Geschäftsreisen zum beruflichen Alltag gehören, wird die Branche in der Öffentlichkeit und der Politik nur wenig beachtet. Die abta kann mit der vorliegenden Untersuchung erstmals die wirtschaftliche Bedeutung von Geschäftsreisen österreichischer Unternehmen aufzeigen.
Geschäftsreisende buchen 13 Millionen Hotelnächte, kaufen für 900 Millionen Euro Flugtickets und sind insgesamt 22 Millionen Tage unterwegs. Insgesamt wurden im Berichtsjahr 8,5 Millionen Geschäftsreisen abgewickelt.
Über alles gerechnet entstehen Kosten in Höhe von 376 Euro pro Reise. Die Durchschnittskosten pro Reisetag betragen 145 Euro.
Projektleiter Wilfried Kropp sieht die Zahl von 8,5 Millionen Geschäftsreisen und 3,2 Milliarden Euro Gesamtkosten eher als Untergrenze: „Wir arbeiten daran, speziell das Volumen der Vielreisenden zu ermitteln, die durch die Befragung durch die Statistik Austria nur unvollständig erfasst wurden.“ Auch die internen Organisationskosten der Unternehmen sollen noch näher beleuchtet werden.
Geschäftsreisen: Flug verliert, Auto gewinnt
Anders als früher angenommen haben sich Geschäftsreisen von der wirtschaftlichen Gesamtentwicklung entkoppelt. Das österreichische Brutto-Inlandsprodukt als Kennzahl der Wertschöpfung ist im Zeitraum von 2001 bis 2015 um 54 Prozent gewachsen, die Zahl der mehrtägigen Geschäftsreisen ist dagegen um 3,8 Prozent gesunken.
Diese Entwicklung hat sich im Berichtsjahr fortgesetzt: Trotz robuster Konjunktur sind die Geschäftsreisen im Jahr 2015 um 7,8 Prozent zurückgegangen. Dabei fällt vor allem die negative Entwicklung im Flugverkehr auf: minus 15,5 Prozent auf nunmehr 2,3 Millionen Flüge.
Geschäftsreisen mit dem Auto sind dagegen nur um 1 Prozent gesunken: Das Auto hat also Marktanteile gewonnen. Insgesamt wurden 4,2 Millionen Fahrten mit dem Auto unternommen. Mit der Bahn fuhren 1,4 Millionen Geschäftsreisende.
Das sind die größten Kostenblöcke bei Geschäftsreisen
Für Transportleistungen haben die österreichischen Unternehmen 1,4 Milliarden Euro bezahlt. Dass die Ausgaben für Flugtickets der größte Kostenblock bei den Transportmitteln sind, ist wenig überraschend.
Auf die klassischen Hotels entfallen von den Übernachtungen der Geschäftsreisenden rund 65 Prozent, in absoluten Zahlen rund 8,7 Millionen von insgesamt 13 Millionen. Die in der Öffentlichkeit stark beachteten Sharing-Modelle (AirBnB u.a.) konnten noch nicht gesondert erfasst werden.
Allerdings gibt es einen Hinweis: 2014 betrug die Zahl der Reisen, bei denen bezahlte Privatunterkünfte genutzt wurden, 122.000. Im Berichtsjahr 2015, das ja allgemein von einem Rückgang der Reisetätigkeit geprägt war, ist die Zahl der Reisen in bezahlten Privatunterkünften um beachtliche 52 Prozent auf 186.000 gestiegen.
Es ist relativ wahrscheinlich, dass dieser Zuwachs bei den Sharing-Angeboten erzielt wurde. Die durchschnittliche Nächtigungsdauer bei mehrtägigen Reisen betrug 3,5 Nächte im Jahr 2015. Von 13,4 Millionen Übernachtungen insgesamt entfielen 8,7 Millionen auf Hotels im Ausland.
Der hohe Anteil von ausländischen Übernachtungen in Höhe von 65 Prozent spiegelt die starke Exportorientierung der österreichischen Wirtschaft und ihre starke Verankerung im europäischen Raum wider.
TRAVELbusiness-Background: ABTA – Austrian Business Travel Association ist die bedeutendste unabhängige Interessensgemeinschaft der österreichischen Geschäftsreiseindustrie und das österreichische Netzwerk für Geschäftsreiseverantwortliche in Unternehmen, Travel Manager, Einkäufer für Reisemittel und Anbieter von Dienstleistungen im Geschäftsreiseverkehr.
Der Verband vertritt die Interessen der Geschäftsreisenden sowie der Travel Manager auf nationaler und internationaler Ebene. Rund 150 namhafte Unternehmen aller Branchen und Größenordnungen nutzen die jahrelange Erfahrung des Verbands. Geschätzte 60 Prozent des Geschäftsreisevolumens werden von ABTA-Mitgliedern abgewickelt.
Das ist auch noch interessant!
Wie Österreichs Manager auf Geschäftsreisen gehen
Studie: Wie teuer werden Geschäftsreisen in 2017?
Wie halten es die Schweizer mit Geschäftsreisen?