Ihre Geschlossenheit und hohe Akzeptanz in der Branche stellte der Verband der österreichischen Geschäftsreise-Industrie, die austrian business travel association (abta) bei ihrer jüngsten Generalversammlung am 3. März 2016 einmal mehr unter Beweis: Das neue Präsidium wurde einstimmig gewählt, Präsident Hanno Kirsch (GF AirPlus) und Vizepräsidentin Doris Stoiser (Travel Manager Strabag AG) wieder bestätigt.
Zugleich wurde der Vorstand um zwei erfahrene Travel Manager, Romana Kneier von der Raiffeisen Bank International und Andreas Gruber von Siemens Österreich, auf insgesamt zwölf Personen erweitert. Ebenfalls neu im Vorstand ist Bernhard Brauneder, Geschäftsführer von Amadeus Austria, der die Aufgaben von Wilfried Kropp übernimmt. Kropp steht dem abta-Vorstand weiter als Berater zur Verfügung.
„Wir haben unser Führungsgremium verstärkt und stellen uns mit Zuversicht den neuen Herausforderungen“, erklärte der wiedergewählte Präsident, Hanno Kirsch, nach der Vorstandswahl im attraktiven „Sky Conference“ des Gebäudes der Raiffeisen Bank International am Wiener Stadtpark.
Vorrangiges Ziel für die neue Funktionsperiode sei es, das Wachstum des Verbandes voranzubringen, man plane eine Marketingoffensive zur Gewinnung neuer Mitglieder. In der Öffentlichkeit solle Bekanntheitsgrad und Einfluss der abta durch klare Positionierung zu aktuellen Branchenthemen erhöht werden.
Auf internationalem Sektor wird die Zusammenarbeit mit VDR und GBTA noch weiter intensiviert. Für das laufende Jahr ist eine neue Geschäftsreisestudie in Vorbereitung, die in Kürze vorgestellt wird sowie ein neues Veranstaltungsformat, ein Business-Frühstück mit dem Titel „Im Fokus“. Zudem feiert man heuer bereits das zehnjährige Bestehen der abta-Akademie.
Business Travel Lounge: Nahostkrise, Flüchtlinge und Fahrgastrechte
Im Anschluss an die Generalversammlung startete die abta mit einer spannenden „Business Travel Lounge“ in die neue Funktionsperiode. Die renommierte Nahostexpertin Karin Kneissl stellte sich dem Top-Thema „Die terroristische Bedrohung des religiösen Fanatismus und seine Bedeutung für Europa“.
„Wenn alle politischen Ideen versagen, wird im Namen Gottes gekämpft“, sagte die Nahost-Expertin. Und weiter: „Dieses Phänomen des religiös inspirierten politischen Handelns erleben wir derzeit besonders intensiv in der moslemischen Welt.“
Mit 1,8 Milliarden Anhängern ist der Islam die am schnellsten wachsende Religion, die Gelder der reichen Ölstaaten haben viel zur Verbreitung des Islams in seiner radikalen Ausprägung, von Afrika bis Bosnien, beigetragen.
Dazu kommt der seit dem 7. Jahrhundert bestehende innere Konflikt zwischen Sunna und Schia, der heute in vielen Staaten zu einem Stellvertreterkrieg geworden ist und bis Europa ausstrahlt, wo sich sunnitische Tschetschenen und schiitische Kurden gegenüberstehen.
Die Zahl der „No go-Areas“ für Geschäftsreisende nimmt zu
Auf den Tourismus bezogen bedeutet dies, dass der Globus früher viel weniger „weiße Flecken“ hatte als heute. Karin Kneissl: „So konnte man als Europäer mit der Bahn von Berlin nach Bagdad fahren, in Kabul Musik studieren, Algerien und Jemen besuchen oder in Damaskus und Aleppo arbeiten. Dies alles ist heute nicht mehr möglich. Und die Liste der No go-Areas nimmt eher zu denn ab, so die Nahostexpertin weiter. Staaten zerfallen in Stadtstaaten, zwischen denen gesetzlose Räume liegen.“
Das gibt es nicht nur im Greater Middle East, auch in vielen mittelamerikanischen Staaten ist dies bereits der Fall. Ähnliches gilt für manche Pariser Vororte, für die berüchtigten Banlieues. Global gesehen verliert der transatlantische Nordwesten an Bedeutung, nicht nur Airlines und Pipelines wandern nach Süden und Ost.
Als das vermutlich größte Problem der Zukunft sieht die Expertin die gewaltigen demographischen Verwerfungen. Kneissl: „Ich bin relativ zuversichtlich hinsichtlich Syrien. Der Krieg wird enden und selbst Palmyra wird wieder aufgebaut. Nicht enden wird jedoch der Migrationsdruck.“
Hatte Syrien 1950 rund 9 Millionen Einwohner, so sind es heute 24 Millionen. Es kommt zu einem „Überangebot zorniger junger Männer“ (youth bulge), die sich daraus ergebende Perspektivenlosigkeit ist ein wesentlicher Mitgrund für die um sich greifenden Kämpfe und den Terrorismus. Ein Ziel des IS ist es, den Territorialstaat (Kneissl: „Eine Errungenschaft des Westfälischen Friedens nach Ende des 30-jährigen Krieges“) abzuschaffen und durch eine religiös begründete Gemeinschaft („Umma“, Gemeinschaft der Gläubigen) zu ersetzen.
In den Niederlanden erklären beispielsweise 50 bis 60 Prozent der jungen Moslems, die Religion stehe über dem Staat. Kneissl: „Eine wahrhaft beunruhigende Entwicklung. Selbst in bisher ruhigen Staaten wie Ägypten oder Türkei ist ein Aufstieg des politischen Islams zu beobachten. Ein Großteil der jungen Saudis ist für den IS.“
Was die aktuelle Situation in Europa betrifft, so geht es um Zuwanderung in Sozialsysteme. „Es tut mir leid, das ist ein Faktum“, so die renommierte Expertin. „So will beispielsweise jeder zweite Nigerianer gezielt in eines von vier europäischen Länder auswandern, und nicht in eines von 28 EU-Staaten. Und das sind grob gesprochen 100 Millionen Menschen.“
Kneissl ist überzeugt, es werde keine europäische Lösung der Flüchtlingsfrage geben, vielmehr drohe ein Abgleiten in die Anarchie, wenn es nicht zu anderen Lösungen komme. Kneissl: „Das Nord-Süd-Wohlstandsgefälle wird zum größten sicherheitspolitischen Problem. Besonders deutlich wird das am Beispiel Afrikas, dessen Bevölkerung sich in kurzer Zeit verdoppelt.“
Statt Sozialromantik zu betreiben, müsse man die Gefahren ernst nehmen und ihnen begegnen. Und es sind durchaus große Gefahren zu erkennen, betonte Kneissl abschließend. Kneissl: „Es gibt den großen Themenwechsel in kurzer Zeit, von der Freude über den Song Contest zur Sorge um die weltweite Entwicklung.“
Geschäftsreisender, kennst Du deine Fahrgastrechte?
Das Abschlussreferat bei der Business Travel Lounge hielt Mag. Maria-Theresia Rohster, Geschäftsführerin der Schienen Control GmbH und Leiterin der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte. Sie referierte über die Leistungen der apf für Business Travel Manager und das allgemeine Reisepublikum.
Die 2015 geschaffene Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (auf) ist eine Abteilung der Schienen Control GmbH. Sie hat fünf Mitarbeiter und wird zu 60 Prozent vom Verkehrsministerium und zu 40 Prozent von Unternehmen finanziert.
„Ihre Vorteile“, so Röhsler, „liegen in den niedrigen Kosten, der geringen Formalisierung und der Eignung für Kleinststreitwerte. Dazu kommt eine kurze Verfahrensdauer von 28 Tagen, die Entlastung der Gerichte und eine Stärkung der Position der Passagiere. Der besondere Vorteil: Die apf arbeitet ohne Provision und Kosten für die Verbraucher. Die Zuständigkeit erstreckt sich auf alle Beschwerdefälle aus der Beförderung.“
Tätig wird die apf erst, wenn zuvor keine Einigung (Röhsler: „Das warten wir ab“) mit den beteiligten Unternehmen erreicht werden konnte. Im Bahnverkehr kann man sich, so Röhsler, „im Prinzip über alles beschweren“, im Flugverkehr geht es um die Fluggastrechte, die Anspruch auf Entschädigung bis 400 Euro, je nach Entfernung, bei einer Ankunftsverspätung ab drei Stunden vorsehen.
Im Flugbereich wurden bisher 1.722 Beschwerden mit einer Erfolgsquote von 86 Prozent bearbeitet. Röhsler: „Damit haben wir für die Passagiere einen Gesamterfolg von 285.000 Euro erwirtschaftet.“
Häufigste Beschwerdegründe sind Annullierung, Verspätung und Nichtbeförderung, am häufigsten betroffen sind die AUA, Airberlin und die spanische Billigfluglinie Vueling. „Wir sind nicht nur Schlichtungs- sondern auch Durchsetzungsstelle“, sagte Rohster.
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