Hungert Österreichs Tourismus nach den Sternen des Guide Michelin? Scheint so. Denn Tourismuspolitiker wollen dem französischen Guide Michelin sein Österreich-Comeback mit Steuergeldern versüßen. Das aber bringt die heimische Feinschmecker-Medienbranche auf die Palme.
Faktum ist: Die internationale „Währung“ für Luxus-Restaurants und Top-Köche im obersten Segment sind die begehrten Michelin-Sterne des legendären und oft umstrittene Lokalführers, der dem mächtigen französischen Milliarden-Reifenkonzern Michelin gehört.
Schon vor 18 Jahren versuchte Michelin mit einem eigenen Guide für verwöhnte Gaumen in Österreich Fuß zu fassen. Mit wenig Erfolg. Michelin zog sich 2009 bereits wieder aus der Schnitzelrepublik und der deftigen Kost zurück.
In der Zwischenzeit hat der Fressguide seine Politik geändert: Wenn ein kleineres Land wie etwa Slowenien, Kroatien oder eben auch Österreich möchte, dass der Guide Michelin wieder seine strahlenden Sterne unter den Top-Köchen verteilt, muss dafür bezahlt werden. Und zwar richtig gut. Bis zu einer Million Euro pro Jahr.
Viel Geld für Michelin und wenige Sterne
Der Jubel, dass Michelin wieder nach Österreich zurückkehrt, ist groß. Primär durch die politischen Bemühungen, allen voran den heimischen Tourismus-Organisationen, die sich davon ein Mehr an betuchten Gästen und Umsätze erwarten.
So weit, so gut. Nicht so gut finden es die österreichischen Feinschmeckerchefs von Gault&Millau und Falstaff, dass der Michelin-Guide des französischen Milliardenkonzerns mit öffentlichen Gelder für die nächsten Jahre subventioniert wird. Sonst wäre er nicht nach Österreich zurückgekehrt.
Während also die österreichischen Restaurantguides keinen Euro Förderung aus dem Steuertopf bekommen und für jeden Umsatz-Euro Steuer in diesen Topf zahlen müssen, bekommt Michelin daraus wiederum Fördergelder, damit er österreichische Restaurants und testet und kreative Köche mit Sternen beglückt.
Großes Schweigen, großer Ärger, große Worte
Im parlamentarischen Tourismusausschuss gab es bereits Anträge zur Wiedereinführung des Guide Michelin. Ein Antrag zum baldigen Abschluss der Verhandlungen, um den Guide Michelin im Jahr 2025 wieder in ganz Österreich einzuführen, wurde angenommen. Zur möglichen oder angedachten Förderungsausformung herrscht Schweigen.
Offen ist, welche Stellen die Förderung tragen sollen, wenn der Staat das nicht tut. Auch die staatliche Österreich Werbung bestätigte lediglich „Gespräche zur potenziellen Rückkehr“ des französischen Restaurantführers und verweist auf eine „Verschwiegenheitsvereinbarung“ zwischen den „Verhandlungspartnern“.
Wolfgang Rosam, Herausgeber von Falstaff, und Martina und Karl Hohenlohe, Herausgeber von Gault&Millau, halten das für eine Ungleichbehandlung in einem freien Markt: „Es geht aber gar nicht, dass Michelin keinen einzigen Euro selbst investieren muss, sondern öffentliche Gelder garantiert bekommt, während die heimischen Restaurantguides null Förderung bekommen und die gesamte Basisarbeit in den vergangenen Jahren für eine bessere Restaurantqualität auf eigene Kosten und eigenes Unternehmerrisiko realisieren mussten. Das entspricht nicht den EU-Gleichbehandlungskriterien.“
Wer war Falstaff, wer steckt hinter Falstaff?
Falstaff ist mit einer verbreiteten Auflage von 147.564 Exemplaren und über 1.000.000 Unique Clients (Österreichische Web Analyse 08/23) das größte Magazin für kulinarischen Lifestyle im deutschsprachigen Raum.
Mit einer beachtlichen Social-Media-Präsenz von 370.000 Followern auf Facebook und Instagram konnte das Magazin im ersten Halbjahr 2023 über 4,8 Millionen Reactions erzielen. Damit zählt Falstaff zu den interaktionsstärksten Genuss-Medien in sozialen Netzwerken weltweit.
Zudem hat Falstaff über 480.000 Newsletter-Abonnenten, wobei die durchschnittliche Öffnungsrate bei einer Klickrate von 7,4 Prozent bei 36,4 Prozent liegt.
Die literarische Figur des Sir John Falstaff kam erstmals in den Stücken „Heinrich IV.“ und „Die lustigen Weiber von Windsor“ von William Shakespeare vor. Es handelt sich um einen wohlbeleibten, trink- und raufsüchtigen Soldaten, der in „Die lustigen Weiber von Windsor“ als zur Selbstüberschätzung neigend und in Heinrich IV. als melancholisch dargestellt wird. Der Name Falstaff wird auch für einen dicken Angeber und Genießer verwendet.
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