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Ukraine: Was wird aus Wirtschaft und Tourismus?

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Die rechtsradikalen Nationalisten mit den vermummten Gesichtern demonstrieren am Maiden in Kiew ihre Macht und ihren Einfluss auf das politische Geschehen in der Ukraine (Foto: Aimaina Hikari, Wiki Commons)
Manager der Reiseindustrie sehen kein baldiges Ende der Krise und Spannungen in der Ukraine: Ein Zusammenbruch des Tourismus in der Ukraine wird befürchtet. Auch die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der Ukraine und der EU sind gefährdet. Neue Investoren steigen auf die Bremse, Geschäftsreisende bleiben zu Hause, die Sanktionen der EU hemmen den Export und gefährden Hunderttausende Arbeitsplätze in Europa.

Die angespannte Lage in der Ukraine wirkt sich zunehmend auch auf die internationale Reiseindustrie aus. Während die Manager der Reisebranche der Ukraine und der Krim für die kommenden Monate keine Hoffnungen auf signifikante Einnahmen durch den Tourismus machen, zeigen sie sich im Hinblick auf das Reiseverhalten der Russen und ihrem Verhältnis zu den Europäern überraschend entspannt.

Und obwohl nur eine Minderheit der Manager aus der Reiseindustrie den Ausbruch eines Krieges oder die Rückkehr zum „kalten Krieg“ befürchtet: 88 Prozent der für eine Umfrage des Travel Industry Club befragten Manager geht nicht davon aus, dass die Krise in den kommenden Wochen beigelegt sein wird.

Nach der kürzlich veröffentlichten Umfrage gehen nur 26 Prozent davon aus, dass aus der Krise in der Ukraine möglicherweise ein Krieg ausgehen könnte. Dagegen meinen 78 Prozent, dass die Krise in der Ukraine das Verhältnis zwischen Russland und der EU langfristig belasten wird.

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Mit 69 Prozent der Mitte April 2014 befragten Manager aus der deutschen Reiseindustrie vertritt jedoch die Mehrheit die Ansicht, dass die Zeiten des „kalten Krieges“ nicht mehr zurückkehren werden.

Geteilter Meinung sind die Manager in ihrer Beurteilung, ob wirtschaftliche Sanktionen die passende Antwort aus Europa sind und ob es aus politischen Gründen keine Visa-Erleichterungen für Russen in die EU geben sollte. Und 59 Prozent sind eher der Meinung, dass sich Europa mit wirtschaftlichen Sanktionen und den möglichen Folgen für den Export nach Russland eher selbst schadet.

Entspannter sind die Manager in ihrer Beurteilung um das Verhältnis von Russen und Europäern: 59 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass sich die aktuelle Krise nicht auf das Miteinander zwischen Russen und Europäern an gemeinsamen Urlaubsdestinationen auswirken wird. Und nur 17 Prozent gehen davon aus, dass Reiseveranstalter Russen und Europäer an den gemeinsamen Urlaubsdestinationen trennen werden.

Während 75 Prozent davon ausgehen, dass Europäer auf Reisen nach Russland und auf die Krim verzichten werden, sind 68 Prozent davon überzeugt, dass sich die politische Krise nicht auf das Reiseverhalten der Russen auswirken wird.

Nur 17 Prozent der vom Beratungsunternehmen „Manufacts Research & Dialog“ im Auftrag des Travel Industry Club befragten Manager sind der Meinung, dass russische Touristen in der kommenden Zeit Reiseziele in Europa verstärkt meiden werden. Das Reiseland Deutschland wird – so 76 Prozent der Befragten – nicht mit einem Rückgang russischer Reisenden zu rechnen haben.

Die Prognosen für die touristische Zukunft der Ukraine sind in der Einschätzung der Manager denkbar schlecht. 92 Prozent gehen davon aus, dass die Ukraine massiv Touristen verlieren wird.

Auf Unterstützung von Russen können nach Einschätzung der Manager weder die Ukraine noch die Krim rechnen. Nur 34 Prozent meinen, dass Russen aus patriotischen Gründen verstärkt auf die Krim und die übrige Ukraine reisen werden. Russische Touristen – so die Einschätzung von 81 Prozent der Befragten – werden sich von der gegenwärtigen politischen Situation nicht beeinflussen lassen.

Demonstrationen in Donetsk im März 2014
Bürgerdemonstrationen in Donezk im März 2014 gegen die Zentralregierung in Kiew und für eine Sezession von der Ukraine. Donezk ist das Zentrum des Kohlereviers Donbass und mit rund 1,1 Millionen Einwohnern die fünftgrößte Stadt in der Ukraine. Die russischsprachige Bevölkerung in der Ostukraine will einen eigenen Staat (Foto: Andrew Butko, Wiki Commons)
Background: Der Travel Industry Club wurde im Jahr 2005 gegründet und hat sich als unabhängiger und einziger Wirtschaftsclub etabliert, in dem Macher und Beweger sämtlicher Segmente der Reisebranche organisiert sind. Die rund 670 persönlichen Mitglieder (Stand April 2014) sind führende Köpfe der Reisebranche.

Zu den Mitgliedern gehören Führungskräfte von Verkehrsträgern, Hotellerie, Reiseveranstaltern, Reisemittlern, Flughäfen, Verbänden, Technologieanbietern, Versicherungen und Beratungsunternehmen sowie Pressevertreter und akademische Lehrbeauftragte.

Der Club versteht sich als innovativer „Think Tank“ der Branche und hat sich zum Ziel gesetzt, die wirtschaftliche Bedeutung der Reiseindustrie stärker ins Licht der Öffentlichkeit, der Medien und der Politik zu rücken. Bei verschiedenen Veranstaltungsformaten werden zukunftsweisende, wirtschaftlich relevante, gesellschaftspolitische und wissenschaftliche Themen in die breite Diskussion gebracht.

Der Travel Industry Club ist die zentrale Netzwerk- und Kommunikationsplattform für die Entscheider der Reiseindustrie und der im Wertschöpfungsprozess verbundenen Unternehmen, zeichnet Persönlichkeiten sowie herausragende Leistungen der Branchenteilnehmer aus und schafft die Bühne für eine gebührende öffentliche Wertschätzung der Branchenbelange. (Quellen: Manufacts Research & Dialog, TIC)

TRAVELbusiness-Service: Das österreichische Außenministerium hat das Sicherheitsrisiko für Reisen in die Ukraine erhöht. Vor Reisen auf die Halbinsel Krim und die Regionen Donezk und Luhansk wird gewarnt. Hohes Sicherheitsrisiko (Stufe 3) gilt für die übrigen Gebiete im Süden und Osten der Ukraine: Von nicht unbedingt notwendigen Reisen in die Landesteile südöstlich der gedachten Linie Odesa/Kharkiv wird abgeraten.

Insbesondere wird geraten, die städtischen Zentren des Südens und Ostens zu den anstehenden Maifeiertagen zu meiden und Menschenansammlungen fern zu bleiben. Erhöhtes Sicherheitsrisiko (Stufe 2) gilt in allen Landesteilen, in denen keine partielle Reisewarnung oder kein hohes Sicherheitsrisiko bestehen, somit auch für Kiew.

Alle Ausländer müssen bei Einreise im Besitz einer gültigen Reise-Krankenversicherung sein, die auch die Kosten von Krankentransportflügen abdeckt. Es besteht kein Sozialversicherungsabkommen mit Österreich.

Bei einem Aufenthalt bis zu 90 Tagen innerhalb von 6 Monaten ist kein Visum erforderlich. Für einen Aufenthalt von mehr als 90 Tagen Dauer, z.B. zur Arbeitsaufnahme, ist ein Visum bei der Konsularabteilung der ukrainischen Botschaft in Wien zu beantragen. Mehr Infos bietet der Visa-Service Visum4You.

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