Bei der Verortung der Grafiken helfen die auf Vor- und Nachsatz des Bildbandes abgedruckten Karten. Die Infografiken wurden exklusiv vom besten Infografiker Deutschlands für den Verlag produziert: Jan Schwochow mit seinem Büro „Golden Section Graphics“ in Berlin. Der Diplom-Designer blickt auf über 20 Jahre Erfahrung als Infografiker, Designer und Journalist zurück.
Unter anderem war er Ressortleiter und Artdirektor der Infografik-Abteilung beim „stern“, sowie Artdirektor für Infografiken in der Entwicklungsgrafik des Verlags Milchstraße. Zuletzt baute Schwochow bei der Agentur KircherBurkhardt in Berlin eine Infografik-Abteilung auf, bevor er 2007 sein eigenes Unternehmen, die Golden Section Graphics gründete. Seine Arbeiten der letzten 20 Jahre wurden international ausgezeichnet.
Wer hat in Unter- und Oberhaus in London das Sagen? Was ist der „Woolsack“, auf dem der Lord Speaker während der Debatten sitzt? Wer sitzt wo in beiden Häusern? Was bislang mit beschreibenden Texten eher abstrakt zu erklären versucht wurde, schafft die Infografik in Baedekers Weltwissen griffig, nachhaltig und mit ästhetischem Anspruch: Ein Bild sagt eben mehr als 1000 Worte.
Die Infografik ist die Kunst des visuellen Storytellings. Sie visualisiert Informationen und vermittelt meist komplexe Themen, aber auch einfache Daten oder Zahlenfolgen. Der Betrachter kann komplexe Strukturen, räumliche Beziehungen, Etappen eines Prozesses sowie Entwicklungen, Wirkungen und Hintergründe einfacher erfassen und verstehen und Vergleiche anstellen. Infografiker benötigen fachliche Kompetenz, thematisches Hintergrundwissen, ein gestalterisches Auge, Recherche- und Organisationstalent, Programmier- und Software-Kenntnisse und zugleich redaktionelle Fähigkeiten.
Diese zwölf Themenbereiche in „Baedekers Weltwissen“ (Verlag Karl Baedeker) laden zum Entdecken ein:
Architektur & Monumente. Ein durchgehendes Moment der Architektur ist das Streben in die Höhe und die Darstellung von Größe. Immer will man dabei die Vorgänger übertrumpfen. Eines der jüngsten Beispiele sind die Türme, die der Höhenrausch in der arabischen Welt wachsen lässt. Das Burj Khalifa – ein Turm der Superlative – wurde im Januar 2010 eingeweiht und ist mit 828 Metern das höchste Bauwerk der Welt mit den meisten Stockwerken. Seine Grundfläche hat die Form der Wüstenblume Hymenocallis. Jan Schwochow stellt diese Konstruktion in einer Infografik vor.
Geografie. „Erdkunde“ betreibt, wer sich mit den Strukturen und Prozessen der Erdober#äche beschäftigt. Geologische Vorgänge haben sie geformt und Landschaften gescha#en, wie das überirdisch schöne Naturphänomen der Plitwitzer Seen, das karge Land der australischen Wüste oder das arktische Eismeer. Dort öffnet der Klimawandel die nordwestliche Schifffahrtsroute nach Ostasien.
Geschichte & Archäologie. Entdeckerdrang und das Aufbrechen in unbekannte Welten waren oft genug Triebfedern der Geschichte der Menschheit. So versprach die Fremde Aussicht auf Handel und Gewinn, am besten unter Gleichgesinnten, wie es die Hanse tat. Auch Unterdrückung, Entrechtung und menschliches Leid sind durchgehende Motive in der Geschichte. „Brot und Spiele“ – das Unterhaltungsprogramm in den Arenen bedeutete für die Gladiatoren meistens den Tod.
Kulinarisches. Einen Siegeszug um den Erdball angetreten haben die Pommes Frites, eine belgische Er#ndung. Das kleine Königreich liefert aber auch Produkte, die nur in einem geografisch eng begrenzten Raum hergestellt werden (dürfen): Wilde Biere beispielsweise werden nur im Payottenland gebraut. In Belgien ist es übrigens keineswegs peinlich, sich an einer Frittenbude anzustellen. Aber woran erkennt man gute Pommes? Kulinarische Hilfestellung gibt die passende Infografik:
Kunst & Kultur. Was ist Kunst? Was ist Kunsthandwerk? Was ist Design? Wo verläuft die Grenze zwischen handwerklichem Können und künstlerischer Inspiration, etwa beim Wayang Kulit, dem balinesischen Schattentheater oder beim weißen Gold des Meissener Porzellans? Ist ein Blockbuster aus Hollywood schon Kunst, weil er viele Dollars einspielt? Sicher ist: Kunst kommt ohne solides handwerkliches Können nicht zustande – Tops und Flops inklusive:
Menschen & Kulturen. Kulturelle Identität zeigt sich ganz o#en in kulturellen Errungenschaften und Eigenheiten, die oft ganz einfache Gründe haben: In einem riesigen Land wie Australien kann der Arzt nur per Flugzeug mit dem Flying Doctor Service zum Patienten kommen. Kulturelle Eigenheiten können Menschen aus aller Welt begeistern, wie im Norden Britanniens, wo man Schottisches mit Tradition sucht, oder in London, wenn vor Buckingham Palace wieder Zeit ist für „Changing of the Guard“.
Natur. Die Natur vollbringt Erstaunliches: Sie ruft Trugbilder hervor und verhilft Wanderern auf dem Brocken zur Begegnung mit einem Gespenst. Ganz real ist der Brocken Norddeutschlands höchster Berg mit extremen Wetterlagen und Pflanzen wie in den Alpen. Die Natur lässt aber auch die Seevögel auf Norwegens Vogelfelsen ein Leben im Stockwerk führen – wer unerlaubt umzieht, bekommt Ärger mit den Nachbarn.

Politik & Wirtschaft. In den Demokratien der Erde ist man sich einig, dass die Belange von Staat und Gesellschaft am besten in einem Parlament debattiert und geregelt werden. Ein Vorbild ist dafür das britische Unter- und Oberhaus, ein Parlament mit lebendiger Tradition. Organisationen wie die Europäische Union kämpfen für freien Warenverkehr, der in vielen Teilen der Welt noch nicht selbstverständlich ist. Aber wofür gibt die EU eigentlich ihr Geld aus? Tief in den Geldbeutel der EU lässt eine Infografik blicken.
Religion. In über 20 000 hinduistischen Tempeln können auf Bali die Gläubigen den Dämon oder Gott ihrer Wahl verehren. Anhänger monotheistischer Religionen müssen mit einem Gott zurechtkommen. Wenn sie der Glaubensauslegung nicht mehr folgen wollen, müssen sie ihre eigene Kirche begründen, wie zu Beginn der Neuzeit, als sich viele Christen gegen den Ablasshandel stellten und die protestantische Kirche in Europa verbreiteten. Der Thesenanschlag Luthers ist zwar nicht belegt, dafür liefert die Infografik ein anschauliches Zahlengerüst zur Reformation.
Sport. Viele Sportarten schöpfen aus lokalen Traditionen. So gründet beispielsweise das Surfen auf der perfekten Welle in Mutproben pazi#scher Insulaner. Von England aus begann sich dann im 18. Jahrhundert der Begriff „Sport“ zu verbreiten. Die Engländer kultivierten sprichwörtlich ihren „Sportsgeist“ und brachten so – als Mutterland des Fußballs – die populärste Sportart der Welt hervor. Mit ihr werden heute Milliarden umgesetzt und ewige Rivalitäten geschürt, wenn Real Madrid und FC Barcelona oder Inter Mailand und AC Mailand gegeneinander antreten. In Großbritannien gibt es gleich vier Nationalmannschaften.
Technik. Hohe technische Anforderungen stellt die Erzeugung von Energie. Nachhaltig und umweltschonend ist das dort möglich, wo natürliche Ressourcen direkt umgesetzt werden können. In Andalusien nutzt man dazu die Energie der Sonne und Island gilt dank Erdwärme und Wasser als gelobtes Land der erneuerbaren Energien. Und so erhalten die Einwohner Reykjavíks, wie der größte Teil des ganzen Landes, ihr heißes Wasser aus der Erde.
Wissenschaft. Wissenschaftliche Erkenntnisse beruhen in der Regel nicht allein auf einem Geistesblitz, sondern sind Ergebnis jahrelanger, mühseliger Forschung, Beobachtung und intensiven Nachdenkens. So wurde Hippokrates von Kos zum Urvater der Medizin und Herodot dank seiner langen Reisen der Vater der Geschichtsschreibung. Nur ein Fach war Galilei, der nie „Und sie bewegt sich doch!“ gerufen hat, zu wenig: Er war Astronom, Mathematiker und konstruierte u. a. für seine Beobachtungen ein Teleskop.