„Man ist, was man isst.” Es ist ein bekanntes Zitat mit tiefem Hintergrund. Es bezieht sich wahrlich nicht nur auf den menschlichen Organismus. Denn Essen ist vielmehr auch Identität, Essen verkörpert Zugehörigkeit zu Familie, Kulturkreis — und zu nationaler Einheit. Was den Briten ihre Fish and Chips, den Amerikanern die Hamburger, sind den Japanern Sushis und den Österreichern ihre Schnitzel.
Regionale Spezialitäten sind Wahrzeichen ihres Herkunftslandes. Und sie verraten viel über die Seele eines Landes, über die Offenheit gegenüber anderen Kulturen. So kann es passieren, dass die Verbindung einer chinesischen Frucht (Marille) mit einer Pflanze aus Polynesien (Zucker) und einer oberösterreichischen Zubereitungsidee (Knödel) zum Inbegriff der Wachau wird.
Der Marillenknödel ist nur eines von vielen Beispielen, wie die Verschmelzung verschiedener Kulturen zu kulinarischem Patriotismus wird. Jene Rezepturen und Gerichte, die wir heute als österreichische Spezialitäten betrachten, wären ohne interkulturellen Dialog niemals zustande gekommen.
Und gerade die Österreicher sind seit jeher Meister darin, verschiedenste kulturelle Einflüsse auf den Teller zu bringen und in die österreichische Speisekarte zu integrieren. Ein kleiner Streifzug durch die rotweißrote kulinarische Landkarte und eine Zeitreise.
Vorarlberger Bergkäse als Delikatesse
Käse — dieses jahrtausendealte Lebensmittel — entstand nicht in den Vorarlberger Alpen. Sondern wohl im Mittleren Osten, wo schon während der Steinzeit der Nährwert von Milch erkannt wurde.
In die hohen Berge Westösterreichs hat es die Rezeptur aus ganz praktischen Gründen schon früh geschafft: Der Rohstoff Milch ist auf den Almen einfach und billig zu beschaffen, der Hartkäse ist lange haltbar.
Damit machte der Käse das Überleben in alpinen Regionen möglich. Heute sorgen die unterschiedlichen Gras- und Kräutersorten, die die Kühe auf den Almen fressen, für eine willkommene Geschmacksvielfalt. Daher ist der Vorarlberger Bergkäse eine so begehrte Delikatesse.
Das Wiener Schnitzel schmeckt jedem!
Das Wiener Schnitzel hat seinen Ursprung nicht in Wien, sondern geht auf Venetien zurück. Um einen gehobenen Lebensstil zu demonstrieren, belegten die Venezianer in der Renaissance Speisen mit Blattgold.
Die katholische Kirche untersagte im 16. Jahrhundert das Vergolden von Speisen. Daraufhin griffen die italienischen Köche auf ein älteres, alternatives Zubereitungsverfahren zurück: die goldgelbe Panier.
In Weißbrotbrösel gebackenes Fleisch lässt sich im 12. Jahrhundert bei der Jüdischen Bevölkerung in Konstantinopel nachweisen. Nach Österreich kam das frittierte Fleischgericht der Legende nach um das Jahr 1857, durch den österreichischen Feldmarschall Radetzky.
Aber: Die erste bekannte Erwähnung des Wiener Schnitzels in Österreich stammt schon aus dem Jahr 1831. Egal, in Österreich wurde das Gericht während der Kaiserzeit so perfektioniert, dass das Schnitzel heute das ist, wofür es bekannt ist: eine unvergleichliche österreichische Delikatesse.
Käsekrainer sind Vorfahren des Fast Foods
Das Geheimnis des Verwurstens haben nicht die Österreicher entdeckt — sondern die alten Griechen. Bereits in der Antike füllte man Fleischstücke, Blut und Innereien in Tiergedärme. Mit Österreich wird bis heute vor allem der Käsekrainer verbunden.
Die Rezeptur dieses Wurstbräts kommt allerdings aus der slowenischen Region Krain. In Südösterreich wurde dieser slowenische Wurstklassiker um 1950 jedoch neu interpretiert und mit Käsestückchen gefüllt, die beim Braten schmelzen.
Darf’s ein Stück Linzer Torte sein?
Nach der oberösterreichischen Landeshauptstadt ist eine Torte benannt: die Linzer Torte. Einzigartig daran ist, dass ihr Rezept als erstes schriftliches Tortenrezept der Welt gilt.
Bekannt gemacht hat die Köstlichkeit ein Franke: Johann Konrad Vogel begann 1822 bei der Linzer Zuckerbäckerwitwe Katherina Kreß zu arbeiten, ehe er sie 1823 heiratete. Er begann, Linzer Torten in einer Art Massenproduktion zu backen und sie als Andenken zu etablieren. Das ist ihm so sehr gelungen, dass die Linzer Torte in den USA einen ähnlich guten Ruf genießt wie die Sacher Torte.
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