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Langes Sitzen im Flugzeug, Bus, Bahn oder Auto kann lebensgefährlich sein. Der verlangsamte Blutfluss beim Sitzen kann auf längeren Reisen eine Thrombose verursachen. Ein Experte erklärt, welche Menschen besonders gefährdet sind und wie sie sich am besten schützen können.
Die Wadenmuskulatur wirkt wie eine Pumpe, die den Rückfluss des Blutes zum Herzen beschleunigt. Wenn die Wadenpumpe zu lange stillsteht, kann der Blutfluss in den Venen stocken. Dies droht beim langen Sitzen in Flugzeug, Bus, Bahn oder Auto. Im ungünstigen Fall bilden sich Gerinnsel in der Vene.
Diese Thrombosen stören nicht nur die Durchblutung in den Beinen. Die Gerinnsel können sich auch lösen und mit dem Kreislauf in die Lungen abdriften. Wenn sie dort Arterien verlegen, kommt es zu einer Lungenembolie. Die Betroffenen bekommen keine Luft und im schlimmsten Fall sterben sie.
Für die meisten Menschen sei das Risiko sehr gering, versichert Professor Dr. med. Jürgen Ringwald aus Lütjensee bei Hamburg: „Kleine gymnastische Übungen, etwa ein regelmäßiges Fußwippen im Flugzeug oder Bewegungspausen bei Autoreisen, reichen aus, um den Blutfluss aufrechtzuhalten.“
Der Experte rät Reisenden viel zu trinken, um die Fließeigenschaften des Blutes zu verbessern. Am besten alle zwei Stunden einen Viertelliter, aber nicht zu viel Kaffee und möglichst keinen Alkohol.
Auch der Toilettengang sei ein guter Anlass für Bewegungen. Meiden sollten Reisende zu enge Kleidung oder das Übereinanderschlagen der Beine, rät Professor Ringwald. Auf Flugreisen sei ein Gangsitz vorteilhaft.
Thrombosestrümpfe empfiehlt der Reisemediziner nur für Menschen mit einem mittelgradig erhöhten Thromboserisiko. Dazu zählen Schwangere und stillende Mütter, Menschen über 60 Jahre oder Patienten mit einer bekannten Gerinnungsstörung.
Erhöhte Thrombosegefahr auf Langstreckenflügen
Wenn andere Familienmitglieder schon einmal eine Thrombose erlitten haben, ist Vorsicht geboten. Weitere Risikofaktoren sind die Antibabypille, ausgedehnte Krampfadern oder eine Fettleibigkeit. Auch sehr große Menschen (über 190 cm) und sehr kleine Menschen (unter 160 cm) haben laut Ringwald ein erhöhtes Thromboserisiko.
Thrombosestrümpfe seien aber nur notwendig, wenn mindestens zwei der genannten Risikofaktoren vorliegen. „Wir raten dann zu knielangen Kompressionsstrümpfen“, sagt der Experte, am besten vom Arzt verordnet, damit der richtige Druck auf die Venen erreicht wird.
Medikamente, die die Blutgerinnung herabsetzen, seien in dieser Gruppe nach individueller Entscheidung nur in Betracht zu ziehen, wenn zum Beispiel deutlich mehr als zwei Risikofaktoren vorliegen oder wenn die Fernreise 16 bis 20 Stunden oder länger dauert.
Professor Ringwald empfiehlt Gerinnungshemmer sonst nur Menschen mit einem hochgradigen Risiko für eine Thrombose. Dazu gehören Krebs oder andere schwere Erkrankungen. Auch ein Gipsverband oder eine kurz zurückliegende große Operation können das Thromboserisiko deutlich erhöhen.
Früher konnten den genannten Risikopersonen nur Heparin-Spritzen zur Vorbeugung verordnet werden. Seit zehn Jahren stehen nun aber auch sogenannte direkte orale Antikoagulanzien (DOAK) als Alternative zur Verfügung. Welche dieser Gerinnungshemmer für die Prophylaxe der Reisethrombose eingesetzt werden soll, sollte jeweils individuell im Gespräch zwischen Ärztin beziehungsweise Arzt und Patientin beziehungsweise Patient entschieden werden.
Professor Jürgen Ringwald mahnt jedoch: „Die einfache und bequeme Einnahme von DOAK darf nicht dazu verführen, sie ohne wirklichen Grund für die Prophylaxe der Reisethrombose zu verordnen.“
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