Tourismus ist etwas Schönes. Tourismus verbindet Menschen. Tourismus macht glücklich. Ja, vor allem jene, die auf Reisen gehen, in feinen Hotels absteigen, am Strand von Dubai in der Sonne liegen und sich von Alltagsstrapazen und Stress erholen. Aber jene, die hinter den Kulissen der Reiseindustrie malochen, schuften, schwitzen und schlecht bezahlt werden, kennen nur die Schattenseiten des Tourismus.
Ja, von den Arbeitsbedingungen und der Ausbeutung der Menschen im Tourismus ist in den Katalogen der Veranstalter und in der Werbung ist nichts zu sehen. Da wird der Mantel des peinlichen Schweigens darüber gelegt, weil Urlaubsglück anders aussieht.
Mit einer neuen Studie wirft jetzt die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) einen Blick hinter die Kulissen der internationalen Reiseindustrie. Im Rahmen der Studie wurden Rahmenbedingungen für Angestellte im weltweiten Tourismus beschrieben, so zum Beispiel das Recht auf Information, auf Teilhabe an Entscheidungsprozessen.
Adäquate Lebens- und Arbeitsbedingungen gehören ebenso dazu wie der Schutz vor sexueller Ausbeutung. Dass diese Vorgaben nicht überall erfüllt werden, zeigen die Zahlen von Menschenrechtsverletzungen. 145 Fälle von Menschenrechtsverletzungen wurden allein im Rahmen dieser Studie bislang ermittelt. Insbesondere Frauen, Kinder und indigene Gruppen sind von Menschenrechtsverletzungen am touristischen Arbeitsplatz betroffen. Verstöße werden sowohl von Regierungsverantwortlichen und Tourismusunternehmen als auch von Reisenden und Mittelsmännern begangen.
Die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte oder der Global Code of Ethics der Welttourismusorganisation (UNWTO) haben sich zum Ziel gemacht, Menschenrechtsverletzungen zu bekämpfen.
Dr. Christian Baumgartner nennt einige positive Beispiele, wie das Makulele Ecotourism Projekt in Südafrika oder das Central Kalahari Game Reserve in Botswana: „Unsere Langzeitstudie belegt, dass es noch ein weiter Weg sein wird, bis Menschenrechtsverletzungen im Tourismus der Vergangenheit angehören. Noch immer arbeiten viele Menschen auf der ganzen Welt unter unwürdigen Verhältnissen. Mit unseren Handlungsempfehlungen möchten wir die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft und nicht zuletzt Reisende für dieses wichtige Thema sensibilisieren.“ Die finalen Ergebnisse der Studie werden im Herbst dieses Jahres veröffentlicht.
Auch die ITB Berlin setzt sich bereits seit Jahren für mehr soziale und ökologische Verantwortung im Tourismus ein und hat 2011 den Code of Conducts der Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung – ECPAT e.V. unterzeichnet und unterschrieb auf der diesjährigen ITB Berlin auch das Commitment für Menschenrechte des Roundtable.
Dr. Martin Buck, Direktor Travel & Logistics Messe Berlin, erklärt: „Als führende Reisemesse tragen wir gesellschaftliche Verantwortung. Mit dem ITB Berlin Kongress bieten wir eine wichtige Plattform – auch und gerade für das Thema der Einhaltung von Menschenrechten in den touristischen Zielgebieten. Wir können feststellen, dass das Problembewusstsein für dieses Thema auch durch unser Engagement stetig wächst.“ (Quelle: IPK, ITB)
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