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Massentourismus wird zum lokalen Problem

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Massentourismus: Urlauber in der Getreidegasse in Salzburg
Massentourismus bringt viel Geld und auch Ärger: Touristeninvasion in der Altstadt von Salzburg (Foto: Pixabay)

Hilfe, die Touristen überrollen in Massen Urlaubsziele. Ob in Venedig oder Amsterdam, ob in Paris oder Rom, ob in London oder Barcelona, ob in Hallstatt, Kitzbühel oder Salzburg: Der Massentourismus ist im Anrollen. In vielen Regionen und Städten rebellieren die Einheimischen und Kommunalbehörden greifen zu drastischen Mitteln, um die alljährliche Invasion zu kanalisieren.

Eintrittsgelder für Tagesbesucher, keine Bus-Tickets mehr für Touristen in der Madrider Altstadt, Fahrverbote und Poller in den Zentren. Der Overtourism ist zum Schreckgespenst der Kommunen geworden. Denn Touristen belasten den Wasserverbrauch, erzeugen Müll, treiben die Preise In der Hotellerie und Gastronomie in astronomische Höhen und machen das Leben für Einheimische teuer.

In Spanien, insbesondere in der katalanischen Metropole Barcelona, aber auch auf den Kanaren, gehen Zehntausende auf die Straßen, um gegen die Folgen des Massentourismus zu protestieren. Viele Einheimische können sich die Mieten in den dortigen Touristenhochburgen sowie auf den Kanaren und den Balearen nicht mehr leisten.

Wie ist das mit dem Übertourismus in Wien?

Die Balance zwischen Attraktivität und Übertourismus ist schwierig zu halten – aber für die Einheimischen wichtig. In Wien haben sich die Einheimischen an den lärmenden und oft lähmenden Übertourismus gewöhnt. Sie meiden in der Hochsaison Graben und Kärntner Straße tunlichst, denn dort sind die Marschkolonnen der Touristen unterwegs, voran der Reiseleiter mit der Fahne des zuständigen Reiseveranstalters.

„Wir nehmen das Thema Massentourismus sehr ernst, aber Wien hat kein Overtourism-Problem“, stellt Walter Straßer, Unternehmenssprecher von WienTourismus, fest. „Davon zeugt u.a. auch die jährliche, repräsentative Befragung zur Tourismusakzeptanz der Bevölkerung. Neun von zehn Befragten stehen dem Tourismus in Wien positiv gegenüber. Natürlich kommt keine Destination mit einem nennenswerten touristischen Angebot ohne Druckpunkte aus.“

Straßer: „Wir sehen unsere Aufgabe als Tourist Board, auf mehreren Ebenen an verträglichem Tourismuswachstum zu arbeiten – gemeinsam mit Stadtverwaltung und Stadtentwicklung, privaten Unternehmungen, Forschung und Lehre sowie weiteren Akteuren der Visitor Economy.“

Menschenmassen im Regen in der Lagunenstadt Venedig. Der Städtetourismus boomt, die Metropolen wie Venedig oder auch Wien drohen vom „Overtourism“ überrollt zu werden. Der Grund: Es fehlt eine nachhaltige Strategie (Foto: Pixabay)
Der Tourismus in Venedig boomt, die Serenissima droht vom „Overtourism“ überrollt zu werden (Foto: Pixabay)

Warum Massenproteste gegen Massentourismus?

Gegen den überbordenden Massentourismus wird in den Tourismushochburgen aus diversen Gründen gewettert und demonstriert:

  1. Umweltauswirkungen: Massentourismus führt zur Umweltzerstörung, wie beispielsweise zur Überlastung von Ökosystemen, Verschmutzung von Gewässern und Stränden sowie zur Zerstörung sensibler Lebensräume.
  2. Kulturelle Auswirkungen: In stark frequentierten touristischen Gebieten wird die lokale Kultur und Tradition durch die Anpassung an touristische Bedürfnisse verwässert oder verdrängt. Dies führt zu einem Verlust kultureller Vielfalt und Authentizität.
  3. Überlastung der Infrastruktur: Der Zustrom von Touristen überlastet die Infrastruktur in touristischen Destinationen, was zu Staus, überfüllten Straßen und öffentlichen Plätzen, Vermüllung von Stränden und Meer durch Plastikabfälle sowie zu einem rasanten Anstieg der Preise für Wohnraum und Lebenshaltungskosten für Einheimische führt.
  4. Soziale Auswirkungen: In einigen Fällen kann Massentourismus zu Konflikten zwischen Einheimischen und Touristen führen, insbesondere wenn die Bedürfnisse und Interessen der lokalen Bevölkerung nicht angemessen berücksichtigt werden.
  5. Wirtschaftliche Ungleichheit: Der Massentourismus kann dazu führen, dass ein Großteil der Gewinne aus dem Tourismussektor in die Hände weniger großer Unternehmen oder ausländischer Investoren fließt, während lokale Unternehmen und Gemeinschaften benachteiligt werden.

Diese Probleme führen dazu, dass lokale Gemeinschaften, Umweltschützer und soziale Bewegungen gegen Massentourismus demonstrieren und Maßnahmen fordern, um eine nachhaltigere und verantwortungsvollere Tourismusentwicklung zu fördern.

Aber deutsche, britische sowie andere Reiseverbände und Reisebüros in den europäischen Ländern tun so als ginge sie das alles nichts an, obwohl Proteste gegen den unerwünschten Overtourism immer mehr und öfter zunehmen. 

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