Tourismus ist was Schönes. Tourismus verbindet Menschen und macht glücklich. Ja, vor allem jene, die auf Reisen gehen, in feinen Hotels absteigen, am Strand von Dubai in der Sonne liegen und sich von Alltagsstrapazen und Stress erholen. Aber jene, die hinter den Kulissen der Touristik malochen, schuften, schwitzen und schlecht bezahlt werden, kennen nur die Schattenseiten des Tourismus.
Die Touristik galt in den ersten beiden Jahren der Pandemie als eine der stärksten betroffenen Branchen. In Folge der Lockdowns und der weiteren Verordnungen und Beschränkungen schlossen Hotels und Gastronomiebetriebe zum Teil monatelang. Viele Mitarbeitende gingen in Kurzarbeit oder sahen sich gezwungen, ihre Arbeitsstelle ganz aufzugeben. Diese Arbeitskräfte fehlten dem Tourismus dann in der Phase der Lockerung der Verordnungen.
Denn viele von ihnen fanden in der Zwischenzeit neue Arbeitsplätze und scheuten daher das Risiko in eine unsichere Branche zurückzukehren. Hunderten von zu besetzenden Stellen stehen nun wenige Bewerber gegenüber, ein klassischer Arbeitnehmermarkt entstand. Doch wie eine alte Weisheit sagt, wachsen aus solchen Notständen oft die besten Ideen, die für eine florierende Zukunft sorgen: Nach dem Rollentausch bewirbt sich nun der Touristik-Arbeitgeber beim Bewerber. Dabei bleibt den Unternehmen viel Platz für Kreativität und neue Wege, wie einige Beispiele zeigen.
Investitionen in neue Touristik-Mitarbeiter
Heutzutage wissen viele Arbeitgeber, welche Schlüsselrolle die Ressource Mensch spielt. Daher greifen viele Firmen nicht nur bei der Jobbörse, sondern auch beim Thema Arbeitsatmosphäre tief in die Tasche. Unternehmen meistern die Herausforderung, entsprechende Angebote zu entwickeln. Denn nur der Arbeitsplatz alleine überzeugt keinen Jobsuchenden, die Angestellten wünschen sich mehr von ihrem Arbeitgeber.
Finanzielle Vorteile bilden Mitarbeiter-Benefits wie Einkaufs-Rabatte oder Mitarbeiterwohnungen. Diese gehören beispielsweise zum Leistungsangebot für Arbeitnehmer von Sunny Cars. In der Nähe der Unternehmenszentrale in München finden sie für ein Jahr eine kostengünstige Bleibe.
Bei dem Mietwagenunternehmen geht es darum, dass sich die Angestellten wohl fühlen. Neben 13 Monatsgehältern warten Erfolgsprämien auf Mitarbeitende, beispielsweise nach Ende der Probezeit oder bei Erfolgen der Firma. On top kommen softere Investment-Faktoren wie Fahrräder zur freien Verfügung oder wöchentlich eine kostenfreie Massage im Unternehmen. Ebenfalls dazu zählen etwa das gemeinsame Kochen oder die Möglichkeit, ohne Budgetvorgaben Events zu organisieren.
Das Schlosshotel Fiss bietet seinem Mitarbeiter-Team die Option, die Einrichtungen des Hauses frei oder vergünstigt zu nutzen. Jeden Abend steht den Crew Members die hauseigene Wasserwelt, mittwochs zudem auch die Sauna, zur Verfügung. Für Behandlungen im Spa gibt es Ermäßigungen von 50 Prozent, Vergünstigungen erhalten Mitarbeitende auch bei den Bergbahnen. Der Physiotherapeut hilft kostenfrei bei Sportverletzungen.
Flexibles Arbeiten steigert Job-Attraktivität
Menschen wollen heutzutage keinen Job mehr mit starren Arbeitszeiten von 8 bis 17 Uhr. Gefordert ist Flexibilität mindestens durch eine Kernarbeitszeit. Aber auch die Möglichkeit des Homeoffice entwickelte sich nicht zuletzt im Verlauf von Corona zum neuen Standardmodul.
Die Geschäftsreisen-Plattform TravelPerk bietet ihren Mitarbeitenden ein hybrides Modell aus Home-Office und Arbeit an einem festen Platz im Unternehmen. Als Folge der räumlichen Trennung von Team-Mitgliedern legt es Wert auf regelmäßiges Teambuilding. Durch sein Modell stellt das Unternehmen sicher, dass Arbeit im Home Office sowie am Arbeitsplatz absolut gleichbehandelt werden, so dass es für alle Beteiligten die gleichen Bedingungen gibt.
Um mögliche Barrieren von vornherein zu vermeiden, spielt die entsprechende Technologie für Online-Meetings eine echte Schlüsselrolle. Einen tiefgreifenderen Wechsel im Aufbau der Arbeitsbedingungen gingen die Urlaubspiraten an. Die Plattform für Online-Reiseangebote löste die globale Zentrale in Berlin auf. Die Mitarbeiter suchen sich seitdem den Standort ihres Schreibtischs selbst aus: dafür stehen ihnen 700 WeWork-Büros weltweit zur Verfügung. Remote First ermöglicht so eine Verlegung ins Home Office, aber auch weiterhin Büro-Feeling mit Zugang zu Gemeinschaftsräumen. Diese Einrichtung des hybriden Arbeitens bietet den Mitarbeitern ein flexibles Arbeitsumfeld.
Doch auch wer feste Standorte hat, hat Möglichkeiten Flexibilität zu leben. Die Victor‘s Residenz Hotels haben ihrerseits eine neue Job-Initiative entwickelt. In ihrem Haus in Teistungenburg wählen die Mitarbeitenden zwischen zeitlich flexiblen Jobangeboten – verschiedene Arbeitszeit-Modelle starten schon ab der Acht-Stunden-Woche.
Aber auch die Kombination verschiedener Tätigkeiten aus unterschiedlichen Bereichen ist möglich. Innerbetrieblich stehen den Kollegen auch Wechselmöglichkeiten in eines der anderen der insgesamt 14 Häuser der Gruppe zur Verfügung. Dabei beschränkt sich das Hotel nicht alleine auf Hotelprofis, ausdrücklich sind auch Quer- und Neueinsteiger zu ihrer Bewerbung eingeladen.
Weiterbildung in der Touristik ist wichtig
Bei der Suche nach einem Arbeitsplatz steht für viele Menschen der Aufstieg auf der Karriereleiter weit oben auf der Wunschliste. Für Touristik-Unternehmen ist es ein passendes Weiterbildungsangebot ein deutlicher Pluspunkt, um potenzielle Arbeitnehmer auf ihre Seite zu ziehen.
Die Althoff Hotels schlugen hierfür einen eigenen Weg ein und gründeten 2016 ihre eigene Academy. Dort haben Interessenten aus allen Tätigkeitsbereichen und Hierarchieebenen die Wahl aus mehr als 100 Trainingsmodulen pro Jahr. Dazu gehören Führungskräftetrainings, Sprachkurse, Personal Coachings oder Fach- und Systemtrainings. Möglich ist auch der Wechsel innerhalb der Gruppe mit ihren drei Marken. Wer möchte, nimmt zudem an Branchenevents teil, an deren Entwicklung sich die Althoff Hotels auch beteiligen.
Auch das Hotel Öschberghof geht neue Wege, um junge Leute als neue Kollegen zu überzeugen und hat in Kooperation mit der IST-Hochschule für Management im Studiengang „Hotel Management“ den Schwerpunkt „Culinary Management“ entwickelt. Die Teilnehmer lernen innerhalb von sieben Semestern neben ihrer betrieblichen Ausbildung die theoretischen Grundlagen für Managementaufgaben im Hotel.
Zum Abschluss erhalten sie einen Bachelor. Für die zusätzlich zum Online-Studium anfallenden Präsenztage an der Hochschule in Düsseldorf übernimmt das Resort Kost und Logis der Studenten. Start des neuen Studiengangs ist im Wintersemester 2022.
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