Start Studien Zielgruppe Kids vom Tourismus unbeachtet?

Zielgruppe Kids vom Tourismus unbeachtet?

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Kids wollen im Urlaub etwas erleben
Kids wollen im Urlaub etwas erleben: Tourismus muss sie mehr begeistern und motivieren (Foto: Shutterstock)

Was Touristiker übersehen: Zehn- bis 14-Jährige reisen gerne mit der Familie. Das zeigt eine im Juni 2022 vom Institut für Jugendkulturforschung, tfactory Trendagentur und Kids & Fun Consulting durchgeführte Kids-Studie 2022. 400 Jugendliche zwischen zehn und 14 Jahren wurden zu diversen Themen direkt befragt. Vor allem zu ihren Konsuminteressen, ihren Hoffnungen, Ängsten und Wünschen. Auch vorm Hintergrund völlig neuer Erfahrungen aufgrund von Corona und Ukraine-Krise.

Den Bereich „Tourismus“ deckte dabei Ursula Weixlbaumer-Norz ab, die Eigentümerin von Kids & Fun Consulting. Sie wertete entsprechend die Ergebnisse für vor allem die österreichische Hotellerie, Gastronomie und den Tourismus allgemein aus. Hier ihre Zusammenfassung aus touristischer Sicht:

Die aktuell vorliegende Kids-Studie 2022 beschäftigt sich mit den Lebenswelten der zehn- bis 14-jährigen Kinder. Wenn man sie noch Kinder nennen darf. Sie selbst würden es jedenfalls radikal ablehnen, noch als Kinder bezeichnet zu werden. Sie haben zu 92 Prozent ein Handy in der Hand.

Zu ihren Freizeitaktivitäten gehört es, im Internet zu surfen, Musik zu hören oder die sozialen Medien zu nutzen. Mehr als Sport zu betreiben oder sich mit Freunden zu treffen. Tageszeitung und Magazine lesen sie fast keine mehr. Fernsehen war gestern. Die liebste App ist „WhatsApp“ gefolgt von „TikTok“ und „Instagram“, die besonders bei Mädchen sehr beliebt sind.

Ein nicht unbedeutender Teil der Studie beschäftigt sich mit Fragen, die konkret mit Urlaub und Tourismus zu tun haben. Etwa: Wer entscheidet den Urlaubsinhalt und -ort? Was erwarten sich die Kids vom Urlaub, welche Animationen hätten sie gerne und legen sie ihr Handy im Urlaub auch mal weg?

Denn: Die Kids beeinflussen zu einem hohen Prozentsatz die Urlaubsentscheidung (über 52 %). Die Antworten waren, das sei schon verraten, durchaus überraschend und unterschieden sich teilweise massiv zu Studien, die vor der Coronazeit durchgeführt wurden.

Junge Reise-Generation: „Ich liebe meine Familie“

Erstaunlich ist immer wieder, wie diese Altersgruppe (noch) an ihre Eltern gebunden ist und dies auch freudvoll zugibt. War es in den siebziger, achtziger und neunziger Jahren noch tabu, mit den Eltern assoziiert zu werden, ist es heute eine Selbstverständlichkeit, dass diese Kinder gerne etwas mit der Familie unternehmen (53 %).

Die Aussage „Ich verstehe mich mit meinen Eltern sehr gut“ unterstützen 67 % der Kinder! Das ist bemerkenswert, wenn wir uns ins Gedächtnis rufen, dass wir mit zehn bis 14-jährigen Kindern sprechen. Ein starker Zusammenhalt in der Familie prägt also diese Generation.

Eine Umfrage während Corona zeigt: Familien sehnen sich nach gemeinsamem Urlaub (Foto: Shutterstock)

Nur etwa 20 % der Kinder geben an, dass sie sich seit den Lockdowns mit der Familie schlechter verstehen. Was umgekehrt bedeutet, dass die meisten Familien als Gemeinschaft die Lockdowns gut überstanden haben und eventuell sogar noch näher zusammengerückt sind. Sicher auch deshalb, weil seit den Lockdowns Kinder weniger Kontakt zu ihren Freunden haben (ca. 40 % geben das an). Das ist die andere Seite der Medaille.

Diese Altersgruppe ist im Urlaub stark an die Familie gebunden und will mit den Eltern auch auf Urlaub fahren. Entschieden wird der Urlaub gemeinsam: Über 52 % der Kinder geben an, dass sie in der Urlaubsentscheidung mitbestimmen.

Je höher die Bildung, desto mehr haben die Kinder Entscheidungsgewalt. 75 % der Kinder möchten mit den Eltern gemeinsame Freizeitaktivitäten im Urlaub erleben, und das nach zwei Jahren Pandemie, in denen man mehr zusammen war, als je geplant!

Konsum-Kinder brauchen maßgeschneiderte Angebote!

Fast alle Kinder (93 %!) wollen unterhalten werden und Spaß haben. Diese Kinder sind keine Freizeitgestalter mehr, sie sind Freizeitkonsumenten. Sie sind es gewohnt, etwa aus Ganztagsschulen oder Ferienprogrammen, coole Inhalte „serviert“ zu bekommen und auszusuchen, welche sie konsumieren wollen. Es sind „Konsum-Kinder“, auch in der Freizeit. Im Familienurlaub ist also ebenso Animation und Unterhaltung stark gefragt.

Ein großer Anteil der Kinder will aber im Urlaub auch mal entspannen, chillen und nichts tun. Das heißt aber nicht unbedingt, dass sie an ihrem Smartphone abhängen wollen. Über 66 % der Kinder geben an, im Urlaub ihr Smartphone weniger oft zu benutzen. Besonders Familien mit höherer Bildung animieren ihre Kinder im Urlaub, das Smartphone auch mal wegzulegen.

Aber Achtung: Kinder-Entspannung ist nicht gleich Erwachsenen-Entspannung! Kinder sind auch in der „Entspannung“ aktiv: „Ich will chillen“ heißt so viel wie „Ich will mal selbst entscheiden, was ich mache und keine Vorgaben haben“. Das kann schwimmen sein oder lesen oder mit Freunden abhängen oder viele andere Aktivitäten. Wenn Kinder dann mal „gechillt“ haben, wollen sie auch wieder Animationsangebote konsumieren.

Animation ist zu weiblich, wo bleibt die Action für Burschen?

Gefragt danach, welche Animationen ihnen im Urlaub gefallen, geben die Kinder an, dass sie besonders Sport, Abenteuer in der Natur erleben, coole Experimente und Schnitzeljagden super finden.

Die Burschen wollen zu fast 60 % Sport-Animationen, die Mädchen nur zu fast 30 %. Auf der anderen Seite der Skala wollen Mädchen zu fast 45 % kreative Aktivitäten (Basteln, Malen, Musizieren, Schreiben), aber nur circa 12 % der Buben.

Den Touristikern sei daher ins Stammbuch geschrieben: Buben machen bei Mädchen-Aktivitäten nicht gerne mit! Burschen und Mädchen sind in dieser Altersgruppe komplett verschieden und wollen eigentlich gar nicht so viel miteinander zu tun haben.

Aktivitäten, die Buben lieben, werden leider in touristischen Kinderclubs und Angeboten noch nicht so viel berücksichtigt: Sport, Abenteuer in der Natur erleben und Gesellschaftsspiele (bei denen man gewinnen kann) stehen ganz oben auf der Liste. Auch coole Experimente und Schnitzeljagden sind Themen, die Buben wirklich ansprechen.

Für Buben ist es immer wichtig, dass irgendeine Art von Wettbewerb herrscht. Sie wollen gewinnen! Auch wenn es in der Gruppe ist, also man mit einer Gruppe oder zum Beispiel im Familienverbund gewinnen könnte, ist es für sie attraktiv. Dies gilt es, vermehrt in der Kinder- und Jugendlichen-Animation zu berücksichtigen. Insofern ist diese brandaktuelle Studie von hohem Wert für die Planung der Hotellerie und des Tourismus im Allgemeinen.

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