
Beschaulich geht es im kleinen Sultanat Oman am Indischen Ozean zu. Das Land mit nur rund vier Millionen Einwohnern (davon etwa die Hälfte Ausländer und auf einer Fläche, die ungefähr Deutschland entspricht) hat sich in den letzten Jahren still und leise aus dem Windschatten der schier übermächtigen Nachbarn aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gearbeitet.
Dennoch gehört das Sultanat Oman in puncto wirtschaftlicher Entwicklung noch nicht zu den herausragenden Vorzeigeländern des Golfkooperationsrates GCC.
Das Sultanat Oman hat früh erkannt, dass der warme Geldreigen aus den Öl- und Gasverkäufen irgendwann ein Ende hat – und auf die Diversifizierung und konsequente Modernisierung seiner Wirtschaft gesetzt. Dazu hat man nicht nur Kapital eingesetzt, sondern auch Know-how eingekauft und selber entwickelt.
Seit einiger Zeit versucht man nun, erheblich mehr in die Bildung und Forschung zu investieren, den Mittelstand und die Existenzgründungen zu stärken und mit zahlreichen Maßnahmen zu fördern. Damit soll eine breite Basis für die künftige ökonomische Entwicklung stärker auf der Nutzung heimischer Ressourcen gelingen. Doch derzeit bleibt weiterhin die Abhängigkeit vom Öl noch zu groß.
Bei der sozialen und gesellschaftlichen Entwicklung gibt es Fortschritte, doch gilt das Regierungssystem in puncto Demokratie als ausbaufähig. Doch selbst außerhalb der Hauptstadt sind Infrastrukturen und Versorgungslage mehr als ausreichend gesichert.
Das Sultanat Oman geht eigenen Weg
Der sukzessive Erfolg der letzten Jahre scheint den Omanis Recht zu geben. Es ist der Verzicht auf gigantische Bau- und Prestigevorhaben und importierte, nicht angepasste Konzepte. Man versucht, einen eigenen und selbstbewussten Weg zu entwickeln und zu beschreiten. Dabei helfen natürlich die ausreichenden finanziellen Möglichkeiten und guten Infrastrukturen.
Das Wirtschaftswachstum außerhalb des Öl- und Gassektors ist recht solide und liegt im Jahr zwischen vier und fünf Prozent. Neben Industrie und Bauwirtschaft tragen vor allem Dienstleistungsbranchen, Transport, Handel und auch Hotels zum Aufschwung bei – und diese sollen auch bei der Diversifizierung der Wirtschaft die tragende Rolle einnehmen.
Impulse für die weitere wirtschaftliche Entwicklung müssen vor allem aus dem Privatsektor kommen. Man hofft gleichzeitig auf ein stärkeres Engagement ausländischer Investoren. Gerade Deutschland zählt bislang zu den eher kleineren Investoren.
Oman verbindet erfolgreich und klug seine alten Traditionen und Gebräuche mit sanften Fortschritten der Modernisierung und schafft so einen an die Verhältnisse angepassten Wandel. Man hält die Elemente der westlichen Welt einschließlich ihrer negativen Auswirkungen sehr bewusst unter Kontrolle, dosiert sie merklich, nutzt nur notwendige Vorteile.
Sultanat Oman hat ein eigenes Flair
Im Oman scheint man sich auch nicht zu sehr an die in anderen Ländern der Region bereits allgegenwärtige globale Verwestlichung von Gesellschaft, Medien oder Wirtschaft zu halten, nur des Erfolges wegen. Das scheint sich auszuzahlen und man kann sich diesen Weg der Mischung aus arabischer und westlicher Welt leisten. Alles scheint eine Spur kleiner, aber durchaus auch feiner zu sein als in anderen arabischen und islamisch geprägten Ländern.
In und um die in weiten Teilen hübsch herausgeputzte und fast durchgehend in weiß getünchte Hauptstadt Maskat geht es auffällig geordnet und ruhig, beinahe „laid-back“ zu – Hektik, Stress und Chaos finden sich an dieser Ecke der Arabischen Halbinsel wirklich nur selten. Ordnung, Sauberkeit und Sicherheit stehen auf der Agenda weit oben und machen den Oman zu einer Art Schweiz Arabiens.
Das bestätigt nicht nur der Blick auf die Häuser, Bauten, Infrastrukturen und Straßen, die oft in einem besseren Zustand sind als in so manch deutscher Stadt. Von den großen und glänzenden Luxuskarossen einmal ganz abgesehen, die weit verbreitet und mangels Besteuerung und Billig-Sprit für einen großen Teil der Einwohner bezahlbar sind.
Man geht auch in der Wirtschaft die Dinge eher relaxed an und sucht langfristige Lösungen, anstatt kurzfristige Projekte aus dem Hut zu zaubern. Dieses Tempo stellt sich gelegentlich für globale Unternehmen und Investoren irritierend dar, die schnelle Lösungen wie in anderen Ländern der Region gewohnt sind.
Nicht zuletzt tragen zu einer gewissen Langsamkeit natürlich der das gesamte Jahr anhaltende Sonnenschein und die sehr hohen Temperaturen – Maskat gehört zu den heißesten und trockensten Städten der Erde – bei.
Sultanat Oman will keinen Massentourismus
Nicht nur das Klima zieht immer mehr Touristen vor allem aus Europa in das Sultanat, die die angenehme Mischung an der Nahtstelle von Orient, Indien und dem gar nicht so fernen Afrika schätzen. Durch die auch für Europäer vergleichsweise hohen Preise entsteht allerdings nicht die Gefahr, Massentourismus zu entwickeln.
Ds Sultanat Oman, so der Eindruck, braucht eigentlich nicht zwingend viele Touristen. Oman setzt spürbar eher auf Individual- und Bildungsreisende und Geschäftsleute. Pauschaltouristen verirren sich bislang höchstens im Rahmen einer Kreuzfahrt oder als Abstecher aus den Emiraten in den Oman.
Zudem kommt der Medizintourismus immer mehr auf, man investiert viel in den Gesundheitsbereich, um sich auch dort moderner aufzustellen. Beim Shopping hinkt man den Emiraten oder anderen Golfstaaten noch etwas hinterher, obwohl es interessante und durchaus exklusive lokale Geschäfte gibt.
Die Erreichbarkeit verbessert sich sukzessive, per Flugzeug gibt es erste Direktflüge aus Deutschland. Das Sultanat Oman baut bereits den internationalen Flughafen Maskat deutlich aus und will sich zum regionalen Hub entwickeln, ohne aber Abu Dhabi oder Dubai ernsthaft Konkurrenz machen zu können oder zu wollen.
In die Erweiterung und Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur wird mit rund 12 Milliarden US-Dollar enorm viel Geld gesteckt. Davon profitiert auch der Tourismus. Der Ausbau der internationalen Flughäfen Maskat und Salalah sind dabei die entscheidenden Komponenten.
Die erste Erweiterungsphase des Hauptstadtflughafens soll die Fluggastkapazität auf 12 Millionen Passagiere erhöhen. Langfristig sind drei weitere Phasen geplant. Der Flughafen in Salalah soll auf eine Kapazität von einer Million Passagiere wachsen.
Zudem entstehen Regionalflughäfen in Sohar, Duqm, Adam und Ras al Hadd. Das wichtigste geplante Vorhaben ist der Bau eines nationalen Eisenbahnnetzes für 15,6 Milliarden Dollar. Der als regionale Drehscheibe geplante neue Hafen von Duqm, der sich zu einer der wichtigsten Wirtschafts- und Industriezonen des Landes entwickeln soll, wird rund zwei Milliarden Dollar kosten.
Auf Hotelburgen wird im Sultanat Oman verzichtet
Das Land hat bislang erst wenige Hotelburgen oder riesige Resorts gebaut. Das Sultanat Oman hat wesentlich mehr Natur und Tradition zu bieten als andere Länder auf der Arabischen Halbinsel. Man setzt auch verstärkt auf Nachhaltigkeit und den Einklang von Natur, Ressourcenschonung und wirtschaftlicher Entwicklung.
Neben der riesigen Wüste im Landesinnern und der sehenswerten Hauptstadt Maskat mit Altstadt, Hafen, Sultanspalästen, Strandpromenaden, Moscheen, königlicher Oper, schicken Shopping Malls, Open-Air Restaurants, Golfplätzen und hübschen Villenvierten hat Oman eine endlos lange Küste, bizarre und schroffe Steinberge, verträumte und historisch reizvolle Städtchen, Oasen und durchgehend sehr gastfreundliche und zuvorkommende Einwohner zu bieten. Beinahe das gesamte Land ist zudem gut erschlossen und recht komfortabel erreichbar.
Hotels und ihr Standard entsprechen internationalem Niveau, mit einigen wenigen Abstrichen. In der Hauptstadt sind wichtige Hotelketten und Tagungshotels wie Intercontinental, Radisson Blu oder Crowne Plaza vorhanden. Restaurants gibt es in großer Vielfalt und zum Teil mit herausragender Qualität, obwohl nicht immer auf internationale Klientel abgestellt.
Oman hat zahlreiche Veranstaltungsorte, fast jedes Hotel besitzt mindestens einen. Sie unterscheiden sich in Größe und Ausstattung, aber überall in Oman hat jedes Hotel etwas Besonderes in seiner Architektur oder dem Anlass, für den es gebaut wurde. So bietet jedes Hotel zu jeder Zeit ein unterschiedliches Erlebnis.
Aber es fehlt, wie in vielen anderen Branchen auch, an heimischen Fachkräften. Doch die enorme Freundlichkeit und das ehrliche Bemühen um den Gast sind quer durch die Belegschaften spürbar.
Der Tourismus ist einer der Wirtschaftssektoren mit großem Potenzial. Dabei profitiert Oman schon durch seine interessante und strategische Lage entlang der Straße von Hormus und am Indischen Ozean.
Insgesamt gibt es im gesamten Land 238 Hotels aller Kategorien, der Statistik zufolge verfügten die Hotels über 18.565 Betten in 12.180 Zimmern und beherbergten 1,84 Millionen Gäste. Über eine Million Gäste kommen bereits aus dem Ausland, die Mehrheit aus Indien, den VAE, Großbritannien, Deutschland und Frankreich.
In den nächsten zwei Jahren sollen dann weitere neun Vorhaben mit fast 1.700 Zimmern für eine Investitionssumme von rund 600 Millionen Dollar im Oman entstehen. Die Regierung hofft auf verstärkten ausländischen Kapitalzufluss zum Ausbau der touristischen Infrastruktur.
Als Ziel des Staates werden in der „Vision 2020“ jährlich zwölf Millionen ausländische Touristen angestrebt. Bei derzeit rund zwei Millionen Touristen dürfte dieses Ziel allerdings deutlich verfehlt werden. Der Tourismussektor soll im Jahr 2020 drei Prozent des BIP erwirtschaften.
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