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Napping im Cockpit gefährdet Flugsicherheit

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Napping im Cockpit wegen Übermüdung gefährdet Flugsicherheit: Pilot im Cockpit greift nach Hebel. Beleuchtete Armaturen
Napping im Cockpit wegen Übermüdung ist eine gefährliche Realität (Bild: Thomas Fengler, Pixabay)

Sind Piloten zu überlastet und brauchen deshalb ein Napping im Cockpit? Eine Blitzumfrage der Vereinigung Cockpit (VC) in den vergangenen Wochen unter mehr als 900 Pilotinnen und Piloten deutscher Airlines zeigt deutlich: Das Napping im Cockpit ist kein Randphänomen mehr, sondern eine weit verbreitete Realität. Unter Napping versteht man kontrollierte Ruhephasen während der Reiseflugphase – also nicht während Start oder Landung. 

„Napping ist in deutschen Cockpits längst die Regel. Was ursprünglich als kurzfristige Erholungsmaßnahme vorgesehen war, hat sich zu einem dauerhaften Mittel gegen strukturelle Überlastung entwickelt“, erklärt Katharina Dieseldorff, Vizepräsidentin der Vereinigung Cockpit.

Insbesondere in den Sommermonaten verschärft sich die Lage: „Pilotinnen und Piloten berichten uns, dass sie ihre Einsätze trotz starker Ermüdung absolvieren. Ursache sind enge Dienstpläne, Personalmangel und zunehmender operativer Druck.“

Die zentralen Ergebnisse der Kurzumfrage sprechen einen deutliche Sprache:

  • 93 % der Befragten gaben in der nicht repräsentativen Umfrage an, in den vergangenen Monaten während eines Fluges ein sogenanntes Napping genutzt zu haben. 
  • Auf Kurzstrecken berichteten 44 %, auf Langstrecken 56 % von Napping. 
  • Für drei von vier Pilotinnen und Piloten (74 %) ist Napping inzwischen Standard. 
  • 44 % nutzen es regelmäßig, 12 % bei jedem Flug, 7 % gaben an, die Häufigkeit nicht mehr zählen zu können. 
  • 33 % nappen gelegentlich, nur 3 % gaben an, es sei bei einem einmaligen Ereignis geblieben.

In welchen Airlines Napping vorkommt

Die befragten Piloten stammen aus nahezu allen deutschen Airlines. Die größte Gruppe stellte die Lufthansa (481 Teilnehmende), gefolgt von Lufthansa Cargo (101), Eurowings (73), Condor (71), Ryanair (64), Lufthansa CityLine (35), Lufthansa Discover (19) und TUIfly (14), Aerologic (11), EAT/DHL (6), Lufthansa City Airlines (4), easyjet (3) und German Airways (2). 

Die Vereinigung Cockpit (VC) und ihre europäischen Partnerverbände weisen schon seit Jahren auf die Problematik von Erschöpfung hin und warnen vor möglichen Sicherheitsproblemen: „Ein kurzes Napping ist an sich unkritisch. Eine dauerhaft erschöpfte Cockpitbesatzung stellt jedoch ein erhebliches Risiko dar“, so VC-Vize Katharina Dieseldorff. 

Wichtige Forderungen für die Piloten

  1. Fatigue als Sicherheitsfaktor anerkennen. Erschöpfung ist ein Sicherheitsrisiko und muss auch so behandelt werden. Airlines, Aufsichtsbehörden und Politik sind gefordert, Fatigue als Sicherheitsfaktor ernst zu nehmen.
  2. Einhaltung von Flugdienstzeit-Regeln (FTL) muss besser überwacht werden. Die EU-Vorschriften zu Flight Time Limitations (FTL) führen derzeit dazu, dass Airlines das maximal Zulässige innerhalb der Regeln ausreizen. Das war jedoch nicht Sinn und Zweck der Vorschriften, hat sich aber als gängige Praxis etabliert.
  3. Wissenschaftsbasiertes Fatigue Risk Management System (FRMS). FRMS darf nicht allein von wirtschaftlichen Interessen geprägt sein. Es muss sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren und die Erfahrungen der Crews einbeziehen.

„Eine Unternehmenskultur, die Ermüdung verharmlost oder ignoriert, ist ein Sicherheitsrisiko. Die VC fordert entschiedenes Handeln von Airlines, Behörden und Politik – zum Schutz der Crews und der Fluggäste”, sagt Katharina Dieseldorff abschließend.


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