Start Airlines Lufthansa-Ticketzuschlag sorgt für Aufregung im österreichischen Geschäftsreiseverband

Lufthansa-Ticketzuschlag sorgt für Aufregung im österreichischen Geschäftsreiseverband

2471
1

Die von der Lufthansa Gruppe angekündigte Einführung einer Distribution Cost Charge in Höhe von 16 Euro, die ab 1. September für alle über ein Global Distribution System (GDS) ausgestellten Tickets eingehoben werden soll, sorgt auch im Verband der österreichischen Geschäftsreiseindustrie (abta) für heftige Kontroversen.

Die abta hat dieses Thema auf ihrer Jahrestagung am 11. Juni in Seggau aufgegriffen. Das Vorgehen der Lufthansagruppe trifft auf wenig Verständnis. Klar in der Mehrheit sind die kritischen und skeptischen Stimmen, die darin einen einseitigen, überfallartigen Schritt sehen.

Die Lufthansagruppe argumentiert, dass Kunden mit diesem neuen Entgelt verursachergerecht an den Distributionskosten beteiligt werden.

„Unterschiede bei Entgelten sind Ausdruck der immer stärker individualisierten Grundbedürfnisse der Kunden.“, argumentiert Johannes Walter, Leiter des globalen Vertriebs bei Austrian Airlines auf dem „Heißen Stuhl“ anlässlich der Jahrestagung.

„Wir wollen über den Content entscheiden können, um sicherzustellen, dass Innovation möglich ist.“, schlägt Walter den Bogen in die Zukunft.

Gleichzeitig räumt er ein: „Die globalen Distributionssysteme bieten viele Vorteile, wie z. B. Verbindungen zu Mid- und Backoffices. Das erleichtert Firmenkunden die die Reisekostenabrechnung oder einen Angebotsvergleich. Wir wollen mit den Reisebüros, unserem wichtigsten Vertriebskanal, weiterhin gut zusammenarbeiten und brauchen dafür aber auch neue und flexible Buchungssysteme.“

Außerhalb der Airline-Branche trifft die neue Vertriebsgebühr weitgehend auf Ablehnung. Travel Manager und Geschäftsreisebüros sind sehr besorgt und sehen Mehrkosten in Millionenhöhe auf sie zukommen. Zahlreiche Mitglieder des Verbandes haben sich bereits als direkt Betroffene zu Wort gemeldet.

„Das ist kein kundenorientiertes Handeln, da einseitig höhere Kosten ohne Mehrwert in Rechnung gestellt werden und der Handlungsspielraum bis zum 1. 9. 2015 keine prozessorientierten Lösungsansätze zulässt“, sagt Andreas Gruber, Travel Manager bei der Siemens AG Österreich.

„Mir wäre eine Preiserhöhung auf allen Kanälen wesentlich lieber, unter der Voraussetzung, dass das Full Content Prinzip im GDS gewahrt bleibt“, sagt abta-Vorstandsmitglied Markus Grasel, zuständig für das Travel Management bei der A1 Telekom Austria AG.

Hannes Schwarz, Mitglied des abta Vorstandes und Geschäftsführer von Fcm Travel verweist darauf, dass „die Lufthansa durch die Verteuerung des wichtigsten und geeignetsten Buchungskanals massiv in die etablierten Prozesse des Travel Managements eingreift. Die GDS- Buchung gewährleistet für Unternehmen Transparenz, Effizienz und Neutralität. Für Direktbuchungen bei Airlines fehlen elementare Funktionalitäten für Firmenkunden.“

Abta-Präsident Hanno Kirsch: „So viel Widerstand und auch die Sorge um die Zukunft des Full Content im GDS Vertriebskanal sollte die Airlines nachdenklich machen. Österreich war immer Vorreiter bei Konsenslösungen. Die abta ist bereit, dieses Thema zu begleiten und steht gern als Dialogforum zur Verfügung.“