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Lufthansa-Ticketgebühr verteuert Geschäftsreisen

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Die Gewerkschaft UFO hat den angekündigten Streik des Kabinenpersonals vorläufig abgesagt (Foto: Lufthansa)
Die Gewerkschaft UFO hat den angekündigten Streik des Kabinenpersonals vorläufig abgesagt (Foto: Lufthansa)

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Mit einer neuen Buchungsgebühr sorgt der Lufthansa-Konzern für Aufregung und Proteste. Ist diese Gebühr wirtschaftlich notwendig oder reine Abhocke, fragen sich Geschäftsreisende und Travel Manager (Foto: Lufthansa)
Die neue Extra-Buchungsgebühr DCC der Lufthansa Group kennt auf Kundenseite und bei Reisemittlern nur Verlierer: Ein Flugticketkauf über neutrale Buchungskanäle – egal ob über Internet-Portale oder über stationäre Reisebüros – wird für alle teurer und insbesondere für Geschäftsreisekunden.

Die Fluggesellschaft erhebt ab September ein Entgelt von 16 Euro pro Ticket für Buchungen über die Globalen Distributionssysteme (GDS). Die Business Travel Coalition (BTC) sieht in der Distribution Cost Charge (DCC) einen Missbrauch von Marktmacht. Der 1994 in den USA gegründete internationale Zusammenschluss von Reiseverbänden, Travel Management Companies und diversen Unternehmen, fordert daher das Bundeskartellamt und den EU-Wettbewerbskommissar auf, die Lufthansa-Gebühr zu prüfen.

„Die DCC führt zu drastischer Wettbewerbsverzerrung, eine neutrale Beratung wird verhindert und eine Markttransparenz ist schlicht nicht mehr gegeben – das kann nicht im Sinne der Kunden und des Verbraucherschutzes sein“, warnt der Vorsitzende des Business Travel Ausschusses im Deutschen ReiseVerband (DRV), Stefan Vorndran, vor den negativen Auswirkungen dieser Abhocke.

Denn wer die 16 Euro nicht zahlen will, muss bei der Lufthansa direkt buchen. Vornedran: „Dieser vermeintliche Preisvorteil entpuppt sich als Mogelpackung und große Kostenfalle für Firmenkunden, denn er führt zu hohen Prozesskosten.“

Mit diesem kundenfeindlichen Schritt der Lufthansa können die Ticketpreise unterschiedlicher Fluggesellschaften nicht mehr oder nur noch aufwändig und damit kostenintensiv verglichen werden.

„Hier geht Transparenz und Vergleichbarkeit verloren“, sagt Vorndran. „Hinzukommt, dass etablierte Prozesse mit einer solchen Direktbuchung umgangen werden.“

Wenn Geschäftsreisende direkt bei einer Fluggesellschaft buchen, sind diese Vorgänge für die Unternehmen nicht mehr nachvollziehbar. GDS-Buchungen fließen jedoch direkt über Schnittstellen in Buchhaltungs-, Abrechnungs- und Auswertungssysteme von Firmenkunden und Geschäftsreisebüros ein. Zudem sind Umbuchungen oder Stornierungen heute schnell und elektronisch über die GDS machbar.

Bei dem von LH angebotenen Buchungskanal LHGroup-agent.com fehlen jedoch hingegen solche elementaren Funktionalitäten und auch Schnittstellen zu den Reporting-Tools, die aber von Firmenkunden benötigt werden.

„LHGroup-agent.com ist für das professionelle Abwickeln von Geschäftsreisebuchungen unbrauchbar und somit keine Alternative“, betont Vorndran. Neue, kostenintensive Lösungen müssten also von den Reisebüroketten programmiert werden, um weiterhin ein möglichst umfassendes Angebot und schlanke Prozessabläufe zu gewährleisten.

„Das wäre nicht zum Nulltarif und nicht bis September zu haben. Alternativen zum GDS kosten sehr, sehr viel Geld.“, befürchtet der Business Travel Experte. Das Ausloten von Alternativen von Travel Management Companies vor einigen Jahren hat gezeigt, dass GDS bezüglich der Vergleichbarkeit und Prozesskosten derzeit der geeignetste Buchungskanal sind.

Das neue Vertriebsmodell der LH mit ihrer Extra-Gebühr stellt sowohl die Firmen mit ihren reisenden Mitarbeitern als auch die professionellen Geschäftsreisebüros vor erhebliche Probleme.

„Hier wird die Auseinandersetzung um Vertriebskosten auf dem Rücken Dritter ausgetragen – dem Kunden und dem Reisevertrieb. Sollte dieser Vorstoß der Lufthansa Schule machen, fallen wir in vorsintflutliche Buchungsmethoden zurück“, befürchtet Vorndran.

Jedes Reisebüro, jeder Firmenkunde und jeder Geschäftreisende müsste dann mit jeder Airline einen eigenen Anschluss installieren. „Welch ein Aberwitz: Wir würden dann jeweils ein eigenes GDS bauen“, so Vorndran.

  • TRAVELbusiness-Background: Die globalen Reservierungssysteme GDS sind vor Jahrzehnten von den Airlines – auch getrieben von der Lufthansa – gerade deswegen gegründet und entwickelt worden, damit nicht jeder einzelne Leistungsträger individuell angefragt werden muss.

    Die GDS stellen die Basis für die Arbeit von professionellen Reisebüros – online wie stationär – sowohl für Firmenkunden- als auch Urlaubsreisenden dar. Sie bilden neutral das weltweite Angebot verschiedenster Airlines ab und machen diese vergleichbar.

    Dies ist sogar per EU-Verordnung geregelt. Sie sorgen damit für Transparenz und hohe Vergleichbarkeit unterschiedlicher Reise- und Preisalternativen. „Diese Verfügbarkeit, Vergleichbarkeit und Buchbarkeit im Sinne der Kunden hat die GDS zu dem gemacht, was sie heute sind: eine unverzichtbare Arbeitsgrundlage für alle Reiseverkäufer“, erläutert der DRV-Ausschussvorsitzende.

  • TRAVELbusiness-Buchtipp: Das Geschäftsmodell von Low-Cost Airlines. Unterschiede und Wettbewerbsvorteile gegenüber Network Airlines
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