In einem Exklusiv-Kommentar analysiert der Vorstand der Flughafen Wien AG, Mag. Julian Jäger, die Entwicklung in der Luftfahrt, erklärt, warum Airlines und Airports mehr Qualität bieten müssen. Und er fordert die Abschaffung der Flugticketabgabe – weil sie das dynamische Wachstum in der heimischen Luftfahrt und in der Wirtschaftsregion bremst und nicht fördert.
Die internationale Luftfahrtindustrie bleibt in Bewegung und gerade in der europäischen Luftfahrt nimmt die Dynamik zu. Die Verkehrsströme verlagern sich, der Konsolidierungskurs am Fluglinien-Sektor schreitet weiter voran und der Kostendruck nimmt ungebrochen zu.
Das spüren auch die Flughäfen: Mehr Servicequalität für die Reisenden, schnellere und effizientere Abfertigungsprozesse gegenüber der Airline, effizientes Kostenmanagement sind gefragt und damit einhergehend neue Ertragsmöglichkeiten für die Airports.
So müssen bereits heute die betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen geschaffen werden, um mittel- bis langfristige Erweiterungsprojekte finanzieren zu können. Denn langfristig ist die Luftfahrt trotz allen gegenwärtigen Entwicklungen ein Wachstumsmarkt.
Märkte, wie der Nahe Osten und Asien legen beim Flugverkehrs- und Passagieraufkommen rasant zu. So haben europäische Airports außerhalb der EU-Grenzen, allen voran Türkei und Russland, beim Passagieraufkommen um 9,8 Prozent zugelegt, während die Zahl der Reisenden auf EU-Flughäfen im ersten Halbjahr 2013 um 0,2 Prozent zurückgegangen ist.
Gerade in Richtung Asien wird bereits an großen Airports gebaut, während in Mittel- und Westeuropa die Airport-Kapazitäten am Boden immer knapper werden. In der Türkei wird in Istanbul, direkt an der Schnittstelle zwischen Europa und Asien, ein Megahub mit einer Passagierkapazität von 150 Millionen Reisenden pro Jahr und sechs Start- und Landebahnen errichtet.
Erweiterungsprojekte an europäischen Großflughäfen wie München, Frankfurt und London Heathrow werden im Gegenzug dazu bereits noch vor Baubeginn nahezu verunmöglicht.
Ausreichende Terminal- und Pistenkapazitäten sind aber notwendig, um eine hohe Servicequalität für die Reisenden auch bei steigenden Passagierzahlen zu gewährleisten und langfristig den Airlines Wachstum zu ermöglichen und damit die Konkurrenzfähigkeit der jeweiligen Wirtschaftsregion zu sichern.
Der Flughafen Wien stellt sich darauf ein: Mit einer umfassenden Modernisierung der Terminalinfrastruktur, einer Erweiterung des Shopping- und Gastronomieangebots und neuen Dienstleistungen für Passagiere. Im Juni 2012 ist der neue Check-in 3 in Betrieb gegangen, der Check-in 1 wurde ebenfalls komplett modernisiert.
Veränderungen im Pier West und der Shopping-Plaza sind bereits in Arbeit und erst vor wenigen Tagen wurde ein neuer kürzerer Passagierweg von den C-Gates in die Ankunftshalle eröffnet. Auch die Arbeiten am Bahnhof sind voll im Gange, bald werden Fernverkehrszüge über den Wiener Hauptbahnhof direkt zum Flughafen geführt werden können.
Das nächste größere Bauvorhaben wird der Terminal 2 sein, der älteste Gebäudeteil des Wiener Flughafens. Konzepte, wie der Terminal künftig aussehen könnte, werden bereits entwickelt. Bis dahin werden Passagiere zahlreiche neue Einkaufsmöglichkeiten erleben: Über 26 neue Geschäftsflächen und Gastronomiebetriebe haben in den letzten acht Monaten eröffnet und viele weitere werden noch folgen. Neue Services für Familien und an den Sicherheitskontrollen, neue Online-Angebote und vieles mehr sollen den Reisenden mehr Komfort bieten.
Großes Augenmerk wird vor allem auf eine hohe Umsteigequalität mit kurzen Abfertigungszeiten und zuverlässigem Gepäckshandling gelegt, denn der Flughafen Wien ist strategisch als Drehkreuz nach Osteuropa ausgerichtet und ein Drittel des Passagieraufkommens ist Transferverkehr.
Wesentlich für die Leistungsfähigkeit des Hub-Standortes Flughafen ist vor allem eine gute Zusammenarbeit mit den Airlines, vor allem mit den größten Carriern Austrian Airlines und NIKI. Strategisch wie operativ wird hier sehr eng kooperiert, um gemeinsam das langfristige Marktwachstum optimal auszuschöpfen.
Das alleine ist jedoch nicht genug. Denn damit der Luftverkehrsstandort Österreich langfristig konkurrenzfähig und erfolgreich ist, braucht es Rahmenbedingungen, die Wachstum fördern und nicht hemmen. Die Abschaffung der Flugticketabgabe ist hier als wichtigste zu nennen.
Mag. Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG