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Wie Piloten Turbulenzen sicher ausweichen

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Dunkle dicke Gewitterwolken durchdrungen von Blitzen
Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sind Clear-Air-Turbulenzen neben hoch reichenden Gewittern die häufigste Gefahr für Flugzeuge in der Luft (Bild: NOAA)

Turbulenzen und Gewitter sorgen stets für Angst und Schrecken an Bord. Der Flug OS434 von Palma de Mallorca nach Wien bleibt Passagieren und Piloten noch lange in böser Erinnerung. Der Airbus 320 der Austrian Airlines geriet beim Anflug auf Wien in eine schwere Gewitterzelle, die für die Crew im Cockpit und auf dem Wetterradar „nicht ersichtlich war“.

Etwa vier Zentimeter dicke Hagelkörner zertrümmerten die äußerste Schicht der Cockpitfenster. Auch die Rumpfnase des Airbus A320 mit dem dahinterliegenden Wetterradar wurde abgerissen. Da die Scheiben aus mehreren Schichten bestehen, kam es nicht zu einem Druckverlust im Flugzeug. Der Airbus war gerade mit 800 km/h unterwegs.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes sind Clear-Air-Turbulenzen neben hoch reichenden Gewittern die häufigste Gefahr für Flugzeuge in der Luft. Beim Start und der Landung eines Flugzeuges können Gewitter und wechselnde Luftfronten häufig für Turbulenzen sorgen.

Turbulenzen – laienhaft oft Luftlöcher genannt – entstehen durch Verwirbelungen der Luft. Etwa, wenn Luftströmungen aus unterschiedlichen Richtungen oder mit unterschiedlicher Geschwindigkeit aufeinandertreffen.

Wenn das passiert, kann es sein, dass das Flugzeug absackt oder ruckartig hochzieht. Im aktuellen Fall der Fluglinie Singapore Airlines soll das Flugzeug fast zwei Kilometer abgesackt sein. Diese verwirbelten Luftmassen gibt es auch bei wolkenfreiem Himmel, also unsichtbar. Oder etwa in der Nähe von Quellwolken oder Gebirgen.

Emirates schließt sich der „Turbulence Aware“-Plattform der Internationalen Luftverkehrsvereinigung (IATA) an. Damit integriert Emirates als erste Fluggesellschaft die IATA-Plattform in die neueste Version von Lido mPilot, der mobilen Navigationslösung von Lufthansa Systems.

Diese Zusammenführung der Plattformen bietet eine Fülle von Daten, die, kombiniert mit neuen Technologien, hochaktuelle und präzise Informationen sowie Vorhersagen über Turbulenzen für Piloten bereitstellen. Damit sind diese in der Lage, die besten Routen zu planen, um betroffene Bereiche zu umgehen. Das verbessert nicht nur die Sicherheit, sondern auch die effiziente Navigation und Optimierung der Flugpläne.

Die „Turbulence Aware“-Plattform der IATA bietet als globale, in Echtzeit zugängliche und detaillierte Informationsquelle für Piloten und Luftfahrtexperten objektive Daten, um die Auswirkungen von Turbulenzen auf Flugabläufe zu steuern und abzuschwächen. Die Plattform sammelt anonymisierte Daten von Tausenden von Flügen weltweit.

Lido mPilot ist eine All-in-One Mobile Navigational Charting Anwendung von Lufthansa Systems und wurde basierend auf den spezifischen betrieblichen Anforderungen von Emirates konfiguriert. Lido mPilot bietet Piloten einfachen Zugang zu Terminal Charts, einer dynamisch generierten Enroute-Map und einer Airport Moving Map (AMM).

Die datengesteuerten, interaktiven Karten und die neuesten Wetterdaten für jeden Flug sorgen für eine verbesserte situative Einschätzung und versorgen Pilot:innen mit den wichtigsten und relevantesten Informationen.

Intelligente Software warnt Piloten vor Turbulenzen

Im Zusammenhang mit der „Turbulence Aware“-Plattform der IATA hat Emirates mehr als 140 Flugzeuge mit der erforderlichen Bordsoftware ausgestattet, um automatisch Turbulenzberichte zu teilen. Diese werden allen Fluggesellschaften zur Verfügung gestellt, die Daten zu der Plattform beitragen.

Alle neuen Flugzeuge, die in den nächsten Jahren zur Emirates-Flotte hinzukommen, wie der Airbus A350 sowie die Boeing 777-9, 777-8 und 787, werden in das Programm eingebunden.

Zwei Piloten checken im Cockpit das Wetter auf der Flugroute, um rechtzeitig Gewitterzonen und Turbulenzen ausweichen zu können
Piloten müssen sich permanent über Gewitterzonen und Turbulenzen informieren (Bild: Emirates)

Pilot Hassan Alhammadi, Divisional Senior Vice President Flight Operations bei Emirates: „Die aktive Teilnahme an der ‚Turbulence Aware‘-Plattform der IATA und Ausstattung unserer Piloten und Pilotinnen mit den neuesten führenden Technologien, wie die mobile Navigationslösung Lido mPilot von Lufthansa Systems, sind Teil unseres Engagements für operationale Sicherheit, Effizienz und Komfort auf jedem Flug.“

Lido mPilot, eine Komplett-App für die Navigation auf iOS-Geräten, optimiert die Flugnavigation durch nahtlosen Zugriff auf Anflugkarten, dynamisch erstellte Enroute-Karten, eine Airport Moving Map (AMM)und operationelle Dokumente. Die datengestützten, interaktiven Karten in Verbindung mit Lido Data Solutions können Ihre Abläufe in der Luftfahrt auf ein neues Effizienzniveau bringen.

„Die Milderung der negativen Auswirkungen von Turbulenzen stellt eine branchenweite Herausforderung dar, und präzise Echtzeitdaten sind dabei entscheidend. Die Zusammenarbeit zwischen IATAs Turbulence Aware, Emirates und Lufthansa Systems wird die Qualität und Verfügbarkeit dieser Echtzeitdaten erheblich verbessern, was das Fliegen sicherer und reibungsloser für alle macht“, so Frederic Leger, Senior Vice President Commercial Products and Services bei der IATA.

Die Daten von IATAs Turbulence Aware steigern den Nutzen von Lido mPilot, indem sie den Piloten und Pilotinnen präzise und umfassende Echtzeitinformationen über Turbulenzen liefern. Dies ermöglicht es ihnen, fundierte Entscheidungen zu treffen und effizienter zu navigieren.

„Durch die Einbindung dieser Daten kann Emirates Airline die Sicherheit verstärken und den Kraftstoffverbrauch senken, was insgesamt die Betriebseffizienz und die Zufriedenheit unserer Kunden verbessert“, ergänzt Andreas Medlhammer, Product Owner Pilot Charting Apps bei Lufthansa Systems.

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