Start Business Bleisure wäre super, aber was sagt der Chef?

Bleisure wäre super, aber was sagt der Chef?

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Bleisure TRavel: Ein Mann am Strand
Ist Bleisure Travel im Kommen? Mitarbeiter würden gerne die Geschäftsreise privat verlängern (Foto: Pexels)

Bleisure Travel – Geschäftliches und Privates mit einer Dienstreise zu verbinden – liegt im Trend. Doch es gibt Fallstricke, wie kürzlich eine weltweite Untersuchung ergeben hat. Zum Beispiel, dass der Boss so etwas in die falsche Kehle bekommt. Und das aus gutem Grund: Wenn es um Geschäftsreisen geht, spielen Haltung und Richtlinien des Arbeitgebers eine wichtige Rolle.

Wie die aktuelle „Bleisure Trends“-Studie von Egencia, einem führenden Global Player im Travel Management, ergab, haben 20 Prozent der Reisenden weltweit ihre Pläne eine Geschäfts- und Privatreise zu kombinieren schon einmal verworfen – aus Bedenken wie dies auf den Arbeitgeber wirken könnte.

Mit 32 Prozent sorgen sich die Reisende in Asia-Pacific am meisten um die Außenwirkung. An Platz zwei und drei stehen Nordamerikaner (20 Prozent) und Europäer (15 Prozent). In Deutschland haben 18 Prozent so eine „Bleisure“-Reise wieder verworfen, da sie mögliche negative Reaktionen befürchten.

„Die Erkenntnis, dass viele Geschäftsreisende auf Grund der Wahrnehmung durch ihren Arbeitgeber von einer Bleisure-Reise Abstand nehmen, birgt eine Chance im Wettlauf um die besten Talente“, analysiert Wendy White, Vice President Marketing von Egencia. „Da immer mehr Unternehmen eine ausgewogene Work-Life-Balance propagieren, ist es vielleicht an der Zeit, die Verlängerung von Geschäfts- zu Privatreisen in die Reiserichtlinien aufzunehmen. So investieren Unternehmen in ihre Mitarbeiter und ermutigen sie, jede Reise so anzugehen, dass sie zählt.“

Was die Bleisure-Studie noch ergeben hat

Die Mehrheit (55 Prozent) der Geschäftsreisenden von Egencia weltweit unternimmt im Durchschnitt weniger als sechs Geschäftsreisen pro Jahr; 68 Prozent machen dabei mindestens eine „Bleisure“-Reise pro Jahr. Von denen, die eine „Bleisure“-Reise angetreten haben, geben zwei Prozent an, ihre Ausgaben dem Unternehmen in Rechnung gestellt zu haben.

Wenn es um die Aktivitäten geht, stehen Ziel und Sightseeing-Möglichkeiten im Vordergrund: Der Bestimmungsort ist bei weitem der wichtigste Faktor für die Entscheidung, ob eine berufliche Reise für private Zwecke verlängert wird. 30 Prozent der Geschäftsreisenden in Nordamerika richten sich nach dem Ziel, verglichen mit 25 Prozent in Europa und in Asia-Pacific.

Die zeitliche Nähe zum Wochenende ist ebenfalls ein Faktor: Fast ein Viertel (23 Prozent) der Befragten sagt, dass diese ihre Entscheidung für oder gegen eine private Verlängerung beeinflusst. Dahinter an Platz drei landet die Nähe zu Freunden und Familie (16 Prozent).

Sightseeing ist die beliebteste Bleisure-Aktivität

Von den befragten europäischen Geschäftsreisenden denken 68 Prozent darüber nach, in den nächsten sechs Monaten eine geschäftliche Reise für private Zwecke zu nutzen, bzw. planen es. Damit sind sie das Schlusslicht verglichen mit den Reisenden in Nordamerika (74 Prozent) und Asia-Pacific (87 Prozent).

Fest mit einer „Bleisure“-Reise planen 32 Prozent der Europäer, 41 Prozent der Nordamerikaner und sogar die Hälfte der befragten Reisenden im asiatisch-pazifischen Raum.

Zudem haben sich 37 Prozent der Geschäftsreisenden aus Asia-Pacific einen „Bleisure“-Trip für 2018 fest als Neujahrsvorsatz genommen. Von den Europäern sind es 25 Prozent und von den Nordamerikanern 20 Prozent. Den Deutschen scheinen andere Dinge wichtiger zu sein, lediglich 19 Prozent hatten diesen Vorsatz.

Mann sitzt auf Kaimauer und schaut zur City am Horizont
Viele Geschäftsreisende möchten nach harten Vertragsverhandlungen etwas privat relaxen (Foto: Pixabay)

TRAVELbusiness-Background: Für die Studie von Egencia wurden 9.000 Egencia-Nutzer in Nordamerika, dem asiatisch-pazifischen Raum sowie Europa befragt. Neben der Meinung des Chefs fließen zudem Reiseziel und zeitliche Nähe zum Wochenende in den Entscheidungsprozess mit ein. Die Wortschöpfung Bleisure setzt sich aus Business (Geschäft) und Leisure (Freizeit) zusammen und beschreibt die Kombinationen von beruflichen und privaten Reisen.

Der Dienstleister CWT Solutions Group wertete rund 7,3 Millionen Geschäftsreisen aus dem Jahr 2015 aus. Jeder fünfte Reisende kombiniert demnach mindestens einmal pro Jahr die berufliche Reise mit Freizeit. Unter anderem legte diese Studie offen, dass Frauen eher dazu neigen, Bleisure-Trips zu machen als Männer.

Oft verschwimmen auf beruflichen Reisen Arbeit und Freizeit. Im Bleisure Report 2014 des Dienstleisters BridgeStreet Global Hospitality gaben 83 Prozent der Geschäftsreisenden an, die Zeit in einer fremden Stadt zu nutzen, um sich diese anzusehen.

Häufig werden bei Bleisure Travel einfach Geschäftsreisen mit Urlaubstagen kombiniert. Aber: „Man sollte niemals Berufliches und Privates vermischen und stets den Arbeitgeber über seine Pläne informieren“, warnt Nathalie Oberthür, Fachanwältin für Arbeitsrecht aus Köln. Sonst missbrauche der Mitarbeiter die Vermögensinteressen des Arbeitgebers für private Zwecke.

„Je mehr ein Mensch beruflich reist, umso weniger kombiniert er das mit Urlaubsplänen. Der Flug wird da zur Busfahrt, und abends will man einfach nur mit dem letzten Flieger wieder nach Hause kommen“, sagt Trendforscher Sven Gabor Jánszky. Attraktiv seien Bleisure-Reisen eher für Angestellte und Freiberufler, die vielleicht einmal im Monat reisen, zum Beispiel zu Kunden oder Konferenzen.

Wer die Möglichkeit hat, darf sich fragen: Warum eigentlich nicht? „Vor ein paar Jahren galt es oft noch als anrüchig, eine Tagung privat zu verlängern“, sagt Jánszky. „Da hieß es schnell: Sie fahren nur dorthin, um noch Urlaub zu machen. Das hat sich geändert.“

Dieser Mentalitätswandel hat mit der Veränderung der Arbeitswelt, der Digitalisierung und wachsenden Mobilität zu tun. „Bleisure Travel bietet beiden Seiten Vorteile: Der Mitarbeiter kann sich Dinge ermöglichen, die früher komplizierter waren, und einfacher die Welt sehen“, sagt Jánszky. „Und das Unternehmen bekommt Arbeitskräfte, die zufriedener und ausgeglichener sind.“


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