
Kein Tag ohne Streiks und Betriebsversammlungen in der Luftfahrt. Nicht nur die Streikbewegungen im Bereich des öffentlichen Luftverkehrs haben eine neue Dimension erreicht – auch der wirtschaftliche Schaden übersteigt inzwischen das Maß der Angemessenheit von Warnstreiks.
Die Mobilität wird je nach Gutdünken der Gewerkschaften lahmgelegt. Das hat einen enormen Mehraufwand für Reisebüros, Reiseveranstalter und Dienstleister zur Folge. Und wer bezahlt das am Ende? Die Passagiere.
Der Bogen ist mit der aktuell laufenden flächendeckenden Streikwelle an deutschen Flughäfen deutlich überspannt.
Nicht nur, dass hunderttausende Urlaubs- und Geschäftsreisende nicht reisen können, ihren wohlverdienten Urlaub nicht genießen können, Businessmeetings verpassen oder nur verspätet von der Reise zurückkehren.
Vielmehr verursachen diese Streiks Schäden in der Tourismuswirtschaft durch notwendige Umbuchungen, Hotelverlängerungen für Reisende vor Ort, Hotelbuchungen für frühere Anreisen, Ersatzbeförderungen, Reiserücktritte und Rückzahlungen für Kunden, Entschädigungen und zusätzliche Kosten im Zielgebiet in deutlich zweistelliger Millionenhöhe.
Darauf macht der Deutsche Reiseverband (DRV) aufmerksam. Hinzu kommt ein enormer personeller Mehraufwand bei Reisebüros und Reiseveranstaltern. „Die Leidtragenden sind sowohl die vielen hunderttausend Menschen, die ihre Reisen nicht wie geplant antreten können“, so der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig.
Auch Reisebüros, Reiseveranstalter und Dienstleister in Deutschland, Österreich und in der Schweiz, die durch die Streiks erheblich in Mitleidenschaft gezogen werden, sind schwer betroffen. Fiebig: „Der entstehende, erhebliche finanzielle Schaden durch die Streikmaßnahmen an Flughäfen ist für die Tourismuswirtschaft nicht akzeptabel.“
Wer muss wann Entschädigung zahlen?
Hat der Kunde eine Pauschalreise gebucht und fällt sein Flug wegen unvermeidbarer außergewöhnlicher Umstände aus, ist der Reiseveranstalter verpflichtet, ihm innerhalb von 14 Tagen den Reisepreis zu erstatten, falls er nicht eine zumutbare alternative Beförderung zum Reiseziel anbieten kann.
Das hat zur Konsequenz, dass der Reiseveranstalter an diesen Reisen nichts verdient. Im Gegenteil: Der Veranstalter muss seine Leistungspartner wie Hotels, Reiseleitung und Transferdienste trotz Nichtdurchführung der Reise bezahlen.
Bei dem lediglich eine halbe Stunde vor Beginn angekündigten Streik am Hamburger Flughafen am vergangenen Samstag zu Beginn der dortigen Frühjahrsferien und dem heutigen Streik an 13 Flughäfen liegen unvermeidbare außergewöhnliche Umstände vor. Die Kostenbelastung bei den Anbietern steigt somit nochmals.
Ein gecancelter Flug bleibt ein verlorener Flug
„Selbstverständlich achten wir das Streikrecht. Aber der quasi unangekündigte genauso wie die heutigen flächendeckenden Streiks sind unangemessen. Stattdessen sollten Tarifgespräche am Verhandlungstisch stattfinden und nicht auf dem Rücken von Reisenden und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Reisewirtschaft ausgetragen werden“, fordert DRV-Präsident Fiebig die Tarifparteien zu Verhandlungen auf.
Anders als im verarbeitenden Gewerbe – etwa in der Automobil- oder Textilindustrie – können diese Einnahmeausfälle nicht durch anschließende Sonderschichten ausgeglichen werden. Ein gecancelter Flug bleibt ein verlorener Flug.
Die Gewerkschaften schwächen die materielle Basis der Unternehmen und ihrer Beschäftigten. Das dadurch verlorene Geld fehlt jetzt bei den Ausgaben für die Beschäftigten und für Investitionen in den Klimaschutz und in die Stabilität des Flugbetriebs.
Aviation Industry Austria kritisiert den Streik
Zu Recht kritisieren die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) und deutsche Fluggesellschaften den beispiellosen Streik der Gewerkschaften Verdi und der deutschen Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst an 13 deutschen Flughäfen.
Denn der Grund dieses Streiks ist ein Tarifkonflikt in einem Bereich, der nichts mit der Luftverkehrswirtschaft zu tun hat – und schon gar nichts mit den Flügen der Austrian Airlines nach Deutschland, die ebenso massiv betroffen sind.
„Es zeigt sich einmal mehr, dass Gewerkschaften jedes Augenmaß beim Einsatz ihrer schärfsten Waffe, nämlich einem Streik, verloren haben“ sagt Peter Malanik, Geschäftsführer von Aviation Industry Austria.
Malanik: „Und das, obwohl es in Deutschland eigentlich klare Regeln für Streiks gibt, die aber offensichtlich ein nicht mehr vorhandenen Verantwortungsgefühl der Gewerkschaften voraussetzen. Es ist unzumutbar, eigene Interessen damit durchsetzen zu wollen, dass man eine andere Branche, auch im Ausland, vorsätzlich beschädigt.“
Es ist – wie Jens Bischof, der CEO von Eurowings zu Recht auf LinkedIn schreibt – nicht nachzuvollziehen, warum Reisende in ganz Deutschland auf gepackten Koffern sitzen bleiben, weil für Beschäftigte in Stadtverwaltungen oder Kindergärten eine größtmögliche Gehaltserhöhung erstreikt werden soll.
Und noch weniger nachvollziehbar ist das, wenn auch noch österreichische Reisende die nach Hamburg wollen oder müssen, nach Hannover oder Bremen umgeleitet werden, weil in Hamburg plötzlich gestreikt wird.
Oder, wie Jens Ritter, CEO von Lufthansa Airline in seinem LinkedIn Post schreibt: Dieses Powerplay der Gewerkschaft ist „… the selfish pursuit of union interests at the expense of hundreds of thousands of people…“ – viele davon eben auch in Österreich.
Zu Recht kritisieren die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) und deutsche Fluggesellschaften den beispiellosen Streik der Gewerkschaften Verdi und der deutschen Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst an 13 deutschen Flughäfen.
Denn der Grund dieses Streiks ist ein Tarifkonflikt in einem Bereich, der nichts mit der Luftverkehrswirtschaft zu tun hat – und schon gar nichts mit den Flügen der Austrian Airlines nach Deutschland, die ebenso massiv betroffen sind.
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