Start Business Aufschwung in der EU, Einbruch in GUS-Staaten

Aufschwung in der EU, Einbruch in GUS-Staaten

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Aufschwung in der EU, Einbruch in den GUS-Staaten (Grafik: Geralt, Pixabay)
Aufschwung in der EU, Einbruch in den GUS-Staaten (Grafik: Geralt, Pixabay)

Ausländische Direktinvestitionen (FDI) in den mittel-, ost- und südosteuropäischen Ländern (MOSOEL) waren im Jahr 2014 insgesamt rückläufig. In unterschiedlichen Regionen zeigten sich jedoch stark divergierende Trends: Die neuen EU Mitgliedsstaaten (NMS) konnten einen Aufschwung verzeichnen, in Südosteuropa stagnierten die FDI und in den fünf GUS-Staaten gab es einen deutlichen Einbruch. Das zeigt die Auswertung des ersten Quartals des Wiener Instituts für internationale Wirtschaftsvergleiche.

Österreich konnte seine Marktposition im Großen und Ganzen behaupten. Im Jahr 2015 werden zwei gegenläufige Faktoren für FDI in den MOSOEL bestimmend sein. Einerseits wird sich ein anhaltendes Wirtschaftswachstum in den neuen EU Mitgliedsstaaten (NMS) positiv auf FDI auswirken.

Andererseits werden jene Länder, die vom Ukraine–Russland Konflikt betroffen sind, ein weiter sinkendes Wachstum haben; das Investitionsrisiko wird steigen und es ist mit weiterer Kapitalflucht zu rechnen.

Im Jahr 2014 verzeichneten die globalen ausländischen Direktinvestitionen einen moderaten Rückgang. Sowohl die aktive als auch die passive FDI-Tätigkeit verlagerte sich weiter in Richtung Schwellenländer. In Europa könnte im zweiten Halbjahr 2014 die Talsohle erreicht worden.

Die FDI Zuflüsse in den neuen EU Mitgliedsstaaten beschleunigten sich. Damit ist wohl das Ende des Deleveraging Prozesses erreicht, der noch im Vorjahr einen Einbruch der FDI verursacht hatte. Allerdings waren Greenfield Investitionen rückläufig. FDI flossen mehrheitlich in bestehende Tochterfirmen und sorgten vermutlich für deren Stabilisierung.

Die FDI-Zuflüsse machten nur einen geringen Anteil an den gesamten Bruttoanlageinvestitionen aus und betrugen nur etwa die Hälfte des Niveaus der Vorkrisenjahre. Der Wirtschaftsaufschwung in den NMS wird derzeit von anderen Faktoren getragen als von FDI, nämlich vor allem vom privaten Konsum und von EU-Transfers.

Die Stärke des künftigen Wachstums wird davon abhängen, ob es zu einer Belebung der Privatinvestitionen kommt, seien dies heimische oder ausländische.

Die Ansiedlungspolitik in den MOSOEL hat sich bereits in Aktivitäten mit höherer Wertschöpfung umorientiert, sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor. Der zentraleuropäische Kern der Industrieproduktion hat sich weiter gefestigt und schließt bei neuen Projekten zunehmend auch den ICT Sektor mit ein.

Gleichzeitig wird aber auch der Förderung heimischer KMUs und sogenannter nationaler Champions mehr Aufmerksamkeit geschenkt als früher. Beide erhalten auch mehr öffentliche Förderungen. In den höher entwickelten Regionen wurden die Fördermöglichkeiten allerdings durch neue Beihilferichtlinien der EU eingeschränkt.

Die GUS Staaten und die Baltischen Staaten erhielten aufgrund der Ukraine-Krise deutlich weniger FDI. Russland ist das einzige Land in der Region, dessen Netto-FDI negativ waren, wo also die Abflüsse deutlich höher als die Zuflüsse waren. Die Zuflüsse fielen auf ein Drittel des Vorjahresniveaus, die Abflüsse betrugen etwa zwei Drittel jener des Vorjahrs. Der Kapitalabfluss betrug daher EUR 26,7 Mrd.

In der Ukraine gab es fast überhaupt keine FDI mehr. Wir rechnen nicht damit, dass sich diese Situation verbessert, solange es keine politische und ökonomische Stabilisierung gibt. Darüber hinaus werden Strukturreformen und eine konsequente Wettbewerbspolitik notwendig sein, sowie Maßnahmen zur Dezentralisierung, um in Zukunft wieder FDI ins Land zu holen. Die
Währungsabwertung hat das Land zu einer billigen Alternative für die Produktion von Komponenten und die Auslagerung von IT Dienstleistungen gemacht.

Österreich ist der drittwichtigste Investor in den NMS und in Südosteuropa, hinter den Niederlanden (als Standort für Konzernzentralen) und Deutschland. Die aktiven FDI aus Österreich sind etwa im gleichen Ausmaß zurückgegangen wie der Rückgang der FDI auf globaler Ebene.

Es hat aber auch ein Umlenken der FDI Flüsse von den MOSOEL nach Asien sowie nach Nord- und Südamerika stattgefunden. Der Anteil der MOSOEL an den österreichischen FDI fiel seit 2007 von rund zwei Drittel auf ca. ein Drittel der gesamten aktiven FDI.

China, das einer der größten globalen Investoren geworden ist (mit aktiven FDI, die sich seit 2008 verdoppelt haben und im Jahr 2014 ca. EUR 100 Mio. betrugen) hat in jüngster Zeit begonnen, sich auch in den MOSOEL zu positionieren. Es hat dabei seine Aktivitäten nicht nur auf Russland und Kasachstan beschränkt. Im Jahr 2014 erhielt die Region etwa 11% der gesamten chinesischen Greenfield Investitionen; im Jahr 2008 waren es noch 6%.

Der Gesamtanteil von China und Hongkong an den FDI Beständen in den MOSOEL ist aber noch marginal (ca. 0,1%). In Russland und Weißrussland beträgt er etwa 1%; in Kasachstan 3%.

Die Stabilisierung der Wirtschaft in Europa und vor allem in den neuen EU Mitgliedsstaaten sollte auch im Jahr 2015 zu steigender FDI Tätigkeit führen. Die Daten des ersten Quartals zeigen das zwar noch nicht, doch das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) glaubt, dass im Laufe des Jahres ein positiver Effekt sichtbar wird. Nur in Russland wird es einen weiteren Rückgang geben, abgesehen von einigen großen Projekten, die China angekündigt hat.