
Die innere Uhr lässt sich nicht betrügen. Europas Piloten leiden trotz neuer, einheitlicher Flugdienstzeitregelung weiterhin unter Müdigkeit im Cockpit. Das aber kann bei Piloten zu einem erhöhten Flugsicherheitsrisiko führen. Eine neue Studie deckt die Schwächen der europäischen FTLs (Flight Time Limitations) klar auf. Die FTLs definieren, wie lang Piloten im Einsatz sein dürfen, und wann sie Ruhezeiten benötigen.
Die neue Studie, basierend auf Echtzeit-Flugdurchführungen von 24 Airlines und im Auftrag von EU Kommission und EASA (European Aviation Safety Agency) ausgeführt, zeigt vor allem, dass Nachtflüge und „disruptive schedules“ (biorhythmusstörende Dienstpläne) zu sehr starker Ermüdung führen.
Die Umfrage wurde 2017 von 15.680 Piloten und Cabin Crew beantwortet. Für Nachtflüge sind Dienste mit 11:00 Stunden, bzw. 12:45 Stunden, wenn der Dienst am späten Nachmittag beginnt (ohne Pausen) erlaubt. Die Studie zeigt, dass alle Nachtflüge, selbst wenn sie nicht so lange dauern, sehr ermüdend wirken. Dies betrifft vor allem Langstrecken-Crews.
Die zweite Erkenntnis betrifft die „disruptive schedules“. Diese Dienste starten am frühen Morgen (z.B. um 5:00 Uhr) oder enden sehr spät am Abend (z.B. zwischen 23:00 und 01:59). Das wiederum bringt den Biorhythmus der Piloten ganz schön durcheinander.
Vor allem wenn es mehrere solche Dienste hintereinander gibt, bzw. wenn sich Piloten rasch wieder auf normale Dienstzeiten umstellen müssen, führt das zu gefährlicher erhöhter Müdigkeit. Diese Probleme kennen in erster Linie Kurzstreckenpiloten.

Müdigkeit bringt innere Uhr durcheinander
Die Studie bestätigt, dass diese Flugdienstzeiten die innere Uhr und damit den Wach-Schlaf-Rythmus unterbrechen. Wenn man jene Stunden, die man benötigen würde, um sich auszuruhen und Schlaf nachzuholen, stattdessen als Crew fliegend in einem Cockpit verbringen muss, so birgt das ein hohes Sicherheitsrisiko für die Luftfahrt.
Die Studie bestätigt verschiedene, frühere, wissenschaftliche Assessments. Diese empfahlen u.a. striktere Flugdienstzeitenregeln, z.B. Nachtflüge für unverstärkte Cockpitbesatzungen (mit zwei Piloten) auf 10 Stunden zu beschränken und direkt hintereinander eingeteilte „disruptive schedules“ auf zwei bis drei Dienste (davor und danach mit längeren Ruhezeiten).
Auf ähnliche Werte kam eine Studie in 2016, durchgeführt von der London School of Economics (LSE), eine Kernaussage damals war, dass 6 von 10 Piloten Müdigkeit erleben, und nur 2 von 10 denken, dass ihre Airlines diese Problematik ernst nehmen.
Dazu die Vereinigung Cockpit, Interessensvertreung der Piloten: „Es ist zu hoffen, dass diese klaren Resultate bei den Verantwortlichen zu ebenso klaren Handlungsschritten führen.“
Die Vereinigung Cockpit ist der Berufsverband des Cockpitpersonals in Deutschland. Er vertritt die berufs- und tarifpolitischen Interessen von derzeit rund 9.600 Mitgliedern bei sämtlichen deutschen Airlines und sieht darüber hinaus seine Aufgabe in der Erhöhung der Flugsicherheit in Deutschland.
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