Das wird kein leichter Neustart für Austrian Airlines: Seit 18. März steht der Flugbetrieb aufgrund der Corona Krise still. Rund 7.000 Mitarbeiter befinden sich nach wie vor in Kurzarbeit. Und es ist noch nicht absehbar, wann mit einer vollständigen Reisefreiheit wieder zu rechnen ist.
Für heuer prognostiziert der österreichische Carrier eine Nachfrage von 25 bis 50 Prozent. Bis Ende 2021 werden maximal 75 Prozent erwartet. Austrian Airlines Vorstandsmitglied Andreas Otto: „Die gesamte Airline Industrie ist pessimistisch. Wir müssen davon ausgehen, dass wir das Vor-Corona-Niveau frühestens 2023 wieder erreichen werden.“
Daher bereitet sich die Lufthansa-Tochter, die von der österreichischen Regierung eine Neustart-Hilfe in Höhe bis zu 800 Millionen Euro erhofft, nun darauf vor, ihre Flotte auf diesen Nachfragerückgang neu auszurichten. Vergangenen Freitag stellte das Management seinen „Neustart-Plan“ dem Aufsichtsrat vor. Den 7.000 Mitarbeitern wurde der Plan in einer digitalen Informationsveranstaltung präsentiert.
Für den Neustart muss die Flotte verkleinert werden
Um die Kapazität auf die veränderte Nachfrage durch Corona anzupassen, hat sich Airline zu einigen Flotten-Veränderungen entschieden. Neben dem bereits 2019 entschiedenen und begonnenen Phase-Out der ursprünglich 18 Dash Turboprops sollen bis 2022 auch alle sieben A319 Jets sowie drei der sechs B767 in den Ruhestand geschickt werden.
Bei den Flugzeugen vom Typ Boeing 767 handelt es sich um die Registrierungen OE-LAT, OE-LAW und OE-LAX, welche mit durchschnittlich 28 Jahren zu den ältesten Flugzeugen der Flotte gehören. Die anderen drei B767 sind zwischen 19 und 21 Jahre alt. Die gesamte Flotte hat derzeit ein Durchschnittsalter von 15,4 Jahren. Durch die Ausflottung von älteren Maschinen sinkt das Alter auf 14,6.
Die komplette Austrian Airlines Flotte zählt heute rund 80 Flugzeuge. Durch den Phase-Out der Turbo-Propeller-Flotte und den Phase-In von A320 hätte sich die Flotte auf 70 verkleinert. Der Neustart-Plan sieht nun eine Flotte im Jahr 2022 von rund 60 Flugzeugen vor, davon neun Langstreckenflugzeuge.
In die neue Normalität mit weniger Personal
Die Anpassung der Flotte soll stufenweise erfolgen. Da vorwiegend kleinere Flugzeuge stillgelegt werden, entspricht das einer Kapazitätsreduktion von etwa 20 Prozent. „Wir werden uns von den ältesten und kleinsten Flugzeugen trennen“, erklärt CCO Andreas Otto. Nachsatz: „auch aus ökologischen Überlegungen.“
Trotz Verkleinerung der Flotte sollen „so viele Arbeitsplätze wie nur möglich“ erhalten werden. Entsprechende Gespräche mit den Betriebsräten sind im Gange. Rund 700 bis 800 Arbeitsplätze sollen im Zuge der Neupositionierung abgebaut werden. Ist auch ein schlankes Management geplant? Die Antwort kennt nur der Mutterkonzern Lufthansa.
Austrian Airlines CEO Alexis von Hoensbroech: „Wir sind unverschuldet in diese Krise geraten. Nun ist es unsere Verantwortung, Austrian Airlines zukunftsfit für die Zeit nach Corona zu machen. Wir wollen unser Langstrecken-Drehkreuz erhalten, auch wenn uns erstmal keine andere Wahl bleibt, als uns an den etwas kleineren Markt anzupassen. Zukunftsfit bedeutet auch, dass wir in der Lage sein müssen, unsere Flugzeuge, Gebühren, Löhne und Investitionen zu finanzieren und natürlich auch etwaige Belastungen und Kredite aus dem Corona-Grounding zurückzuzahlen“, betont.
Der Plan steht, aber jetzt kommt es auf die „Unterstützung aller Beteiligten“, so der Vorstand unisono. Gemeint ist dabei die österreichische Regierung, die mit der staatlichen Finanzspritze noch zuwartet, weil sie von der Lufthansa Zusagen für die Erhaltung des Standortes Wien verlangt.
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